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Mit Andacht

Büdingen wehrt sich gegen Nazi-Demo

Campre83/istockphoto.com

Das Evangelische Dekanat Büdinger Land und das Diakonische Werk Wetterau hatten zur Kundgebung des Bündnisses „Gesicht zeigen – Büdingen ist weltoffen“ am 30. Januar aufgerufen.

In Büdingen, am Rand der Wetterau, marschieren am 30. Januar Rechtsradikale aus ganz Deutschland durch die historische Altstadt. Erwartet werden 200 Teilnehmende, die am Jahrestag der Machtergreifung Hitlers gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland demonstrieren wollen. Viele Menschen in Büdingen, Parteien, Kirchen und Verbände, wehren sich gegen diesen Aufmarsch. 

Erwartet werden mehrere hundert Gegendemonstranten. In einem Brief an evangelische Christen in der Region, Kirchengemeinden und Diakonie stellen das Evangelische Dekanat Büdinger Land und das Diakonische Werk Wetterau den besonderen christlichen Auftrag der Nächstenliebe gegenüber Flüchtlingen heraus. Die aktuelle Flüchtlingsproblematik und die Errichtung einer Aufnahmeeinrichtung in Büdingen dürften nicht zur üblen Stimmungsmache genutzt werden. „Als Bürgerinnen und Bürger unseres Landes verteidigen wir die Verfassungsrechte der flüchtenden und asylsuchenden Menschen“, heißt es. 

Das Bündnis „Gesicht zeigen“ lädt zur Kundgebung um 15:30 Uhr auf dem Großendorf-Parkplatz in Büdingen ein. Mit einer zahlreichen Beteiligung soll ein deutliches Zeichen für Toleranz, Nächstenliebe und ein friedliches Miteinander gesetzt werden. 

HR1-Andacht „Friedlich gegen Rechts“ von Pfarrer Peter Kristen:

Bei einer Demo war ich schon lange nicht mehr. Aber heute fahr ich nach Büdingen. Dort an der Schule hab ich lange gearbeitet. Das ist für mich nicht weit. Ich finde, es ist an der Zeit, Gesicht zu zeigen gegen das, was da passiert.

Hunderte Rechtsradikale aus ganz Deutschland sollen dort dagegen demonstrieren, dass Flüchtlinge auch in Büdingen Zuflucht, Hilfe und Heimat finden. Wer heute dort noch einkaufen will, muss früher dran sein. Die Geschäfte in der Nähe des Bahnhofs schließen schon um drei. Wo sonst die Autos der Supermarktbesucher parken, steht die Polizei mit Mannschaftswagen und Wasserwerfern. 

Mit einer unabhängigen Kundgebung wehren sich auch Christinnen und Christen gegen diesen Aufmarsch.

Ich hab mit meinem Kollegen Andreas Weik gesprochen. Er ist evangelischer Pfarrer in Büdingen. „Gesicht zeigen, Büdingen ist weltoffen“, so heißt das Bündnis aus Politik und Kirche, in dem er sich engagiert. Er sagt: „Ich freu‘ mich sehr über dieses breite Bündnis. Als Kirche müssen wir uns mit einbringen. Da ist wirklich etwas in Bewegung gekommen in Büdingen, viele tolle Leute. Wir haben phantasievolle Beiträge. Ein Redner wird von seinen Erinnerungen an den Fackelzug 1933 bei der Machtergreifung Hitlers erzählen. Es gibt auch Musik, manche backen Kuchen für die vielen Polizisten. Die sorgen ja mit für den Frieden, der uns wichtig ist.“ So weit der Büdinger Pfarrer. 

Es ist natürlich kein Zufall, dass der rechtsradikale Aufmarsch heute, am 30. Januar stattfindet. 1933: Fackelzug durch‘s Brandenburger Tor in Berlin, 2016: Fackelzug durch’s Jerusalemer Tor in Büdingen. Das darf nicht so anfangen wie damals! 

Die Veranstalterin des rechten Aufmarschs hat meinem Kollegen mit juristischen Konsequenzen gedroht, weil auch die Kirchenglocken läuten werden. Sie sieht den rechten Aufmarsch dadurch gestört.  Aber: Wann Glocken läuten, darüber entscheidet der Kirchenvorstand und der hat beschlossen: Die Glocken laden in Büdingen zu einem Gebet für den Frieden ein. 

Nach dem Sonntagsgottesdienst werden noch ein paar Leute aus der Kirchengemeinde den Besen in die Hand nehmen, um symbolisch die rechtsradikalen Gedanken aus der Stadt zu kehren. 

Friedlich, phantasievoll und entschlossen auf der Seite der Menschen guten Willens: Ich finde, so sollte sich Kirche unbedingt einmischen. 

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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