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Wie erkläre ich es meinem Kind?

istockphoto, SneksyMutter und Kind im GesprächWarum? Kinder stellen oft die entscheidenden Fragen

Kriegerische Auseinandersetzungen, Terroranschläge, Gewaltszenen: Selbst für Erwachsene ist es oft eine Herausforderung, mit solchen Bildern aus den Medien umzugehen. Auch in das Leben von Kindern platzen Meldungen von Gewalttaten - ob in Kita, Familie oder Schule.  Wie Eltern oder andere Bezugspersonen mit ihrem Kind darüber sprechen können, erklärt im Interview Jörg Bräuer. Er ist Gemeindepädagoge im evangelischen Planungsbezirk Griesheim und Nied. 

privatGemeindepädagoge Jörg BräuerGemeindepädagoge Jörg Bräuer

Herr Bräuer, wie können Eltern das Thema Terror bei ihrem Kind ansprechen? Oder wartet man ab, bis es auf einen zukommt? 

Jörg Bräuer: Ein Problem ist erst da, sobald das Kind die Situation mitbekommt. Eltern sollten ihr Kind nicht von sich aus ansprechen, sondern erst, wenn das Kind sich damit beschäftigt. Wenn ein Kind nachdenklich wird oder Fragen stellt, dann muss das Gespräch gesucht werden. Es ist also eine Reaktion auf das Verhalten des Kindes.

Wichtig ist es außerdem, zeitnah mit dem Kind zu sprechen, damit es die Aktion einordnen kann. Außerdem sollte man ganz besonders feinfühlig sein.

Anders ist es mit älteren Kindern und Jugendlichen. Ab einem Alter von 12-13 Jahren kann man Kinder und Jugendliche auch fragen, wie sie die Situation erleben und was sie darüber denken.

Muss ich immer die komplette Wahrheit sagen oder kann auch eine „Notlüge“ helfen?

Jörg Bräuer: Kinder haben ein Recht auf die Wahrheit und können mit Ehrlichkeit besser umgehen. Wenn etwas Schlimmes passiert, egal ob es ein Terroranschlag, der Tod eines Verwandten oder ein Unfall ist, muss man ehrlich zum Kind sein, die Fakten sollten genannt werden. Jedoch sollte ich mir genau überlegen, welche Details ich dem Kind zumuten kann.

Für das Kind muss ein Bild der Situation entstehen, das auflösbar ist, zum Beispiel durch nahende Hilfe und Unterstützung. Man kann  zum Beispiel von der Polizei oder dem Krankenwagen erzählen, die vor Ort sind. Für das Kind ist es wichtig zu wissen, dass es Leute gibt, die sich darum kümmern. Das Kind muss aus der Verantwortung genommen werden. Es darf sich nicht für die Situation verantwortlich fühlen, da es selbst nichts tun kann.

Außerdem gilt: Je gefasster Eltern der Situation gegenüber stehen, desto gefasster kann auch ein Kind damit umgehen.

Ruhe bewahren - gerade das fällt aber oft in bedrohlichen Situationen schwer. Angst und Nervosität überträgt sich ja auf Kinder. Wie gebe ich meinem Kind trotzdem Sicherheit?

Jörg Bräuer: Ich denke, dass es wichtig ist, ehrlich mit dem Kind zu sein. Man kann ruhig sagen, dass man es selbst nicht fassen kann oder dass man traurig ist. Diese Gefühle müssen für das Kind verständlich begründet werden. Eltern sollten ihre eigenen Gefühle benennen können.

Wer klar und ruhig reagieren kann, vermittelt einem Kind Sicherheit.

Das Kind kann notfalls auch für eine kurze Zeit vertröstet werden. Sätze wie: „Ich muss mich selbst erst mal sortieren“, sind also durchaus berechtigt.

Kinder haben oft noch ein schwarz-weiß Denken und teilen die Welt in gut und böse. Wie erkläre ich meinem Kind den Unterschied zwischen gut und böse?

Jörg Bräuer: Mir ist wichtig, dass man sich immer auf die Handlung des Menschen und nicht auf den Menschen im Allgemeinen bezieht, wenn man von „dem Bösen“ spricht. Man kann dem Kind erklären, dass es zum Beispiel schlecht ist, andere zu verletzen oder zu töten. Der Mensch hatte vielleicht selbst Angst und keine Hoffnung, kam mit seinem Leben nicht zurecht und wusste nicht, was er tun soll. Wenn der Mensch sich für eine "böse" Tat entscheidet, ist es schlimm. Nur im Extremfall sollte man von bösen Menschen sprechen. Außerdem ist es wichtig, trotzdem immer „Das Gute“ herauszustellen. Zum Beispiel, dass es gut ist Menschen zu helfen und nicht anderen weh zu tun.

Kinder haben auch Angst davor, selbst gefährdet zu sein. Was kann ich dagegen tun?

Jörg Bräuer: Diese Angst sollte den Kindern genommen werden. Eltern können ihrem Kind erklären, dass sie nicht glauben, dass ihnen auch ein Terroranschlag passiert. Es ist ja wahrscheinlicher von einem Auto überfahren zu werden, als Opfer eines Terroranschlages zu werden. Dem Kind sollte aber trotzdem gesagt werden, dass man aufmerksam sein sollte und gut auf seine Umgebung schauen muss.

Gibt es denn Rituale, die mir und meinem Kind helfen, mit der Situation umzugehen?

Jörg Bräuer: Es ist wichtig auf die jeweilige Situation zu reagieren. Gespräche halte ich für das Beste. Außerdem gibt es noch ein paar andere Lösungsansätze:

Rituale, die helfen, mit der Situation umzugehen:

  • Es kann schön sein, etwas für die Verbliebenen der Opfer zu basteln. So können Kinder ihren   Schmerz besser verarbeiten.
  • Wenn das Kind es wünscht, kann es helfen, bei einem Spendenaufruf einen Teil des Taschengeldes zu spenden.
  • Beten kann auch ein Ritual sein, um mit einem Terroranschlag und dem Tod umzugehen. Das Abendgebet ist hierfür eine gute Möglichkeit.  Allerdings nur, wenn das Kind schon weiß, wie man betet. Man sollte das Beten jedoch nicht neu einführen als Konsequenz auf einen schlimmen Anschlag.
  • Es ist möglich, eine „Sternenpost“ an die verstorbenen Menschen zu schicken, die jetzt nicht mehr auf der Welt sind. Der Brief kann die besten Wünsche des Kindes enthalten. Das gibt dem Kind eine Perspektive für das ewige Leben nach dem Tod. Wo sind die Menschen jetzt? Als Christen können wir vertrauen, dass das Leben mit dem Tod nicht endet und so kann man das auch Kindern erklären.  Die Menschen sind jetzt bei Gott im Himmel.

[Johanna Welcker]

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In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
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