Scherf kritisiert Rechtsradikale
Neonazi-Aufmarsch: „Nichts als Hetze und Zynismus“
EKHN/SPD-Rheinland-Pfalz![Gegenkundgebung mit Malu Dreyer (Mitte am Mikrofon) und Ulrike Scherf (2.v.r. neben Dreyer) Gegenkundgebung mit Malu Dreyer (Mitte am Mikrofon) und Ulrike Scherf (2.v.r. neben Dreyer)](/fileadmin/_processed_/csm_Worms-1.Mai_Quelle_SPD_-_Rheinland-Pfalz_fdc57d4a80.jpg)
01.05.2015
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Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat sich am 1. Mai gegen einen überregionalen NPD-Aufmarsch in Worms engagiert. Unter anderem beteiligte sich die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und Präses Ulrich Oelschläger an der Gegendemonstration eines breiten Aktionsbündnisses aus Gewerkschaften, Parteien, katholischer Kirche und Flüchtlingsorganisationen. Der Landesverband der NPD hatte zuvor zu einem Aufmarsch mit dem Thema „Asylbetrug macht uns arm“ in die rheinland-pfälzische Stadt eingeladen.
Rechte wollen Neid schüren
Bei der Gegenkundgebung unter dem Motto „Worms steht auf für Menschlichkeit“ kritisierte Scherf die Organisatoren der rechtsradikalen Veranstaltung scharf. Sie instrumentalisierten den internationalen Tag der Arbeit, „um ihre rassistische Hetze gegen Flüchtlinge auf die Straßen zu bringen“, so Scherf. Sie versuchten zudem, „bei finanziell schwachen, arbeitslosen Menschen Neid zu schüren und die Schuld an sozialen Problemen den Flüchtlingen anzulasten“. Gleichzeitig würden dabei die Gründe für die weltweite Flucht von Menschen wie Krieg, Bürgerkrieg, Verfolgungen, Umweltzerstörung, Armut und Hungersnot verschwiegen. Angesichts dessen sind nach Scherf „die NPD-Parolen sind nicht nur Hetze, sondern blanker Zynismus“. Scherf erklärte: „Asyl ist ein Grundrecht und Kennzeichen der Demokratie.“ Dafür trete auch die Kirche ein. Bereits in den ältesten biblischen Überlieferungen spiele der Schutz von Fremden eine besondere Rolle.
Einsatz für Flüchtlinge gefordert
Die evangelische Kirche hat nach Worten Scherf deshalb zuletzt auch die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert und Verbesserungen angemahnt. So solle eine „umfassende zivile Seenotrettung in europäischer Verantwortung von der Ägäis bis zur Meeresenge von Gibraltar“ umgesetzt werden. Zudem sollten „legale Wege nach Europa, die das massenhafte Sterben und das Schlepperwesen verhindern“ geschaffen werden. Schließlich sei es wichtig, „Mindeststandards für die Aufnahme und Unterstützung der Flüchtlinge in Europa zu schaffen“ und eine den Interessen der Flüchtlingen entsprechende Verteilung in den EU-Mitgliedsländern in die Praxis umgesetzt werden, so Scherf.
Neonazis „heimläuten“
Das Dekanat Worms-Wonnegau hatte am 1. Mai darüber hinaus zu einer besonderen Aktion gegen Neonazis aufgerufen. Bürger sollten tragbare Glocken von der Kuhglocke bis zum Weihnachtsglöckchen zur Gegendemonstration mitbringen. Mit der entsprechenden Geräuschkulisse solle den Rechtextremen „heimgeläutet“ werden. Der Tag in Worms hatte bereits am Morgen mit einem „Gebet der Religionen“ begonnen, bei dem Christen und Muslime gemeinsam für mehr Menschlichkeit eintraten. Dem schlossen sich ein Demonstrationszug und eine Kundgebung an. An den Aktionen gegen Rechts nahm in Worms auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer teil.