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Brand in Bingen

Syrer gesteht Brandstiftung in Flüchtlingshotel

Olliver ZobelRund 500 Teilnehmer bei der Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit in BingenRund 500 Menschen nahmen am Sonntag in Bingen an der Kundgebung gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit teil

Doch kein fremdenfeindlicher Hintergrund: Ein junger Syrer hat gestanden, den Brand in seiner Flüchtlingsunterkunft am Donnerstag selbst gelegt zu haben. Eine kurzfristig geplante Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit in Bingen fand am Sonntag dennoch statt.

Es war kein fremdenfeindlicher Brandanschlag am Donnerstagmorgen in Bingen: Ein in der Flüchtlingsunterkunft untergebrachter Syrer hat gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Das Amtsgericht habe am Sonntag Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung erlassen, teilten die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium in Mainz mit. Der geständige Tatverdächtige sei in ein Gefängnis eingeliefert worden. Derweil demonstrierten nach Polizeiangaben rund 200 Menschen, nach Veranstalterangaben 500 Teilnehmer, am Sonntagnachmittag in Bingen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.

Die Mainzer Kriminalpolizei nahm nach eigenen Angaben am späten Samstagabend den 26-jährigen Tatverdächtigen in Bingen fest. Anwohner des in Brand gesteckten Hotels in Bingen-Sponsheim hatten Hinweise auf ihn gegeben. Der Syrer habe die Tat zunächst bestritten, dann aber doch gestanden. Er habe alleine im Keller des Anwesens den Brand gelegt und Hakenkreuze an die Wand gesprüht, um eine falsche Spur zu legen. Bei dem Brand waren vier Bewohner und zwei Feuerwehrleute leicht verletzt worden.

Als Motiv gab der Flüchtling der Polizei zufolge die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft an sowie die fehlende Zukunftsperspektive. Er habe auf die Situation aufmerksam machen wollen, dabei aber die Dimension des Brandausbruchs nach seinen Worten unterschätzt. Er selbst war nach dem Brand durch die Stadt Bingen in der Palmsteinhalle untergebracht worden.

Am Donnerstag waren die Rettungskräfte um kurz nach drei Uhr morgens zu dem brennenden Gebäude in Bingen-Sponsheim gerufen worden. Starke Rauchentwicklung behinderte nach Angaben der Polizei die mehrstündigen Löscharbeiten. Zwei der vier verletzten Bewohner waren wegen einer Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben der Behörden lebten in dem Haus 25 Personen, darunter 13 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan sowie Saison- und Montagearbeiter und einige Dauermieter. Die Bewohner wurden vorerst in einer als Flüchtlings-Notunterkunft vorgehaltenen städtischen Halle untergebracht.

Wegen des Verdachts auf einen Brandanschlag hatte die Kriminaldirektion Mainz eine Sonderkommission eingerichtet. Der Verdacht richtete sich wegen der aufgesprühten Hakenkreuze zunächst gegen Rechtsextremisten. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte sich vor Ort empört über die mutmaßlich fremdenfeindliche Tat geäußert. Die Staatsanwaltschaft Mainz setzte für Hinweise auf die Täter eine Belohnung von 5.000 Euro aus.

Am Tag nach der Brandstiftung hatten die Stadt Bingen, die Fraktionen des Stadtrats, die Kirchengemeinden, der DGB und das Bündnis „NieWieder33“ zu der Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt am Sonntag aufgerufen. Die rasche Aufklärung durch die Polizei habe den Charakter der Redebeiträge geändert, sagte der evangelische Pfarrer Olliver Zobel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Redner hätten in Anwesenheit der rheinland-pfälzischen Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) zu einer differenzierten Betrachtung der Probleme aufgerufen. Dabei hätten sie betont, dass weiterhin große Anstrengungen nötig seien, um Flüchtlinge zu unterstützen und Flüchtlingsgegnern entgegenzutreten.

Der Binger Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) zeigte sich nach Zobels Angaben erleichtert über das Ermittlungsergebnis der Polizei. Bingen pflege eine Willkommenskultur für Flüchtlinge. Der evangelische Propst für Rheinhessen, Klaus-Volker Schütz, verwies darauf, dass Rheinhessen schon immer von Zuwanderern profitiert habe. „Wir werden uns an solche Anschläge nicht gewöhnen, stehen miteinander aber auch vor der Aufgabe, diejenigen, die sich jetzt zum politisch rechten Rand hinbewegen, wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen“, sagte er mit Blick auf 29 Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz.

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