Andacht
Lieder - gesungen oder gegrölt?
Schauderna/medio.tv![Der Gospelchor der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Der Gospelchor der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck](/fileadmin/_processed_/csm_ekkw_gospelchor_gospelkirchentag_14_schauderna_medio_titel_35ade87b69.jpg)
24.09.2018
ara
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![Susanne Domnick Susanne Domnick](/fileadmin/_processed_/csm_domnick_65bbbab30b.jpg)
Rock, Pop, Soul oder Kinderlieder? Klassische Arien unter der Dusche, Kirchenlieder im Gottesdienst, Volkslieder beim Wandern? Oder singen Sie gar nicht? Weil Sie denken, Sie könnten nicht singen, oder weil Sie nicht wandern, oder weil es peinlich ist, auf dem Bahnsteig zu stehen und zu pfeifen? Wir sind leise geworden, man könnte sagen, stumm, weil der Fernseher läuft oder die Benutzung der kleinen schwarzen Schachteln nicht zum Singen animiert.
Laute, verächtliche Lieder
Landauf, landab, vor allem, aber nicht nur im Osten der Republik, ertönen wieder laute Lieder. Es wird gegrölt, gebrüllt, geschrien,"hauab" und "Merkel muss weg" und dazu läuft ohrenbetäubend deutschsprachige Musik. Aufhetzung, Hasstiraden, eine Verrohung von Sprache und Gedanken und Umgang, Fremdenhass und Gewalt - und alles wird lautstark nach außen gebracht. Ja, auch früher haben Menschen so gedacht. Aber bis vor wenigen Jahren war das nicht salonfähig und das wurde selten rausgegrölt. Jetzt werden die schmutzigen Lieder gebrüllt.
Kirchliches Signal aus Chemnitz
Die evangelische Kirche in Sachsen begegnet dem auf eine klare Weise. Heimatliebe und Weltoffenheit gehören für sie zusammen. Unter dem Motto „Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“ wirbt die Kirche um Gewaltlosigkeit, Respekt, Barmherzigkeit und Dialog. Deutlich wird in diesen Tagen, dass es nicht reicht, das Gegröle abstoßend zu finden und im Inneren anderer Meinung zu sein. Es ist wichtig, die anderen Lieder zu singen. Hörbar. Lieder, die uns zur Verbundenheit, zur Nächstenliebe, zum Mitgefühl einladen. Lieder zum Mitsingen.
Gemeinsam singen gegen die Verunsicherung
In Sarajewo gibt es einen interreligiösen Chor, in Frankfurt auch. Einen interkulturellen Chor bilden auch wir, wenn wir miteinander sprechen und uns kennenlernen. Singen hilft gegen Verunsicherung, Angst und Einsamkeit. Sagen Sie "Stopp, ich bin da anderer Meinung", wenn vor Ihnen die fremdenfeindlichen Sprüche laut werden. Singen wir doch das Loblied der Demokratie, wenn uns der Klang von Solidarität und Gerechtigkeit wichtig ist. Gehen Sie wählen am 28. Oktober. "Kind, du bist uns anvertraut, wozu werden wir dich bringen? Wenn du deine Wege gehst, wessen Lieder wirst du singen?"
[Pfarrerin Susanne Domnick, Ev. Kirchengemeinde Friedberg]