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Damit es nie wieder geschieht

Gemeinden an der Bergstraße gedachten der Judendeportation

bbiewFür jeden Verschleppten aus Rimbach wurde auf dem Altar eine Kerzen entzündet.Für die vier Deportierten aus Rimbach wurde auf dem Altar jeweils eine Kerze entzündet.

Neun Kirchengemeinden im Evangelischen Dekanat Bergstraße haben in ihren Sonntagsgottesdiensten an die Deportation der südhessischen Juden in die Konzentrationslager gedacht, die vor 80 Jahren begonnen hat. In Rimbach gestalteten der Bergsträßer Dekan Arno Kreh und der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt den Gottesdienst mit.

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Am 20. und am 24. März 1942 wurden mehr als 1000 Juden aus ihren Häusern getrieben, am Darmstädter Güterbahnhof in Waggons gepfercht und in die Konzentrationslager verschleppt. „Wir denken an die Menschen, die vor 80 Jahren aus ihren Häusern vertrieben, wie Vieh auf Wagen verladen wurden und mit dem Güterzug in die Vernichtung gefahren sind. Aus der Mitte gerissen von Nachbarn. Allein gelassen“, sagte Landrat Engelhardt, der die Namen der vier deportierten Rimbacher Jüdinnen und Juden verlas, von denen niemand überlebte: David David 56 Jahre Getreidehändler, Johanna David 51 Jahre Hausfrau, Leo Wetterhahn 61 Jahre Kaufmann und Ernestine Wetterhahn 58 Jahre Hausfrau. Sie alle wohnten in der Brunnengasse 18.

Beten und handeln

„Es ist wichtig, daran zu erinnern, damit wir alles dafür tun, dass so etwas nie wieder geschieht“, sagte Pfarrer Daniel Fritz und zitierte einen Satz des spanischen Philosophen George Santayana. „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Christen müssten sich ihres jüdischen Ursprungs gewiss sein. Jesus sei Jude gewesen, so Pfarrer Fritz, der daran erinnerte, dass auch heute wieder Juden angepöbelt oder Synagogen angegriffen würden. „Es ist schon viel zu weit gekommen, wenn heute Menschen Angst mit der Kippa auf die Straße zu gehen oder einen Davidstern zu tragen“, beklagte der Pfarrer. Er sprach sich dafür aus, zu beten und zu handeln, wenn Menschen bedrängt, unterdrückt und angegriffen werden. Gott stehe auf der Seite der Bedrängten und Unterdrückten. „Beten und handeln - ich wünsche mir, dass wir diesen Zweiklang leben.“ Denn der Schrecken des Krieges hole uns gerade wieder ein, sagte er mit Blick auf die Ukraine.

Helfen und nicht wegschauen

An den Fürbitten beteiligten sich der Rimbacher Pfarrer Dr. Uwe Buß, Landrat Engelhardt und Dekan Kreh, der an die Nachkommen der ermordeten Juden erinnerte. „Wir denken an die Kinder und Enkelkinder der Überlebenden, die die Albträume ihrer Vorfahren träumen – immer noch. In Angst vor neuer Verfolgung. Wir denken an die Menschen, die sich für Toleranz einsetzen. Die helfen und nicht wegschauen. Die ihre Stimme erheben, wo Menschen erniedrigt werden. Die sich freuen über neues jüdisches Leben bei uns.“

Zwei jiddische Lieder steuerten Michael Valentin und Rainer Greulich bei, darunter das eindrückliche „Es brennt“, das im Warschauer Ghetto entstanden war.

Der gesamte elfköpfige Dekanatssynodalvorstand mit Präses Ute Gölz nahm an dem Gedenkgottesdienst teil, der wegen der laufenden Sanierung der Evangelischen Kirche in der Mensa der benachbarten Martin-Luther-Schule stattfand. Auch die evangelischen Gemeinden in Affolterbach, Auerbach, Bensheim (Stephanusgemeinde), Birkenau, Heppenheim, Seeheim-Malchen (gemeinsam mit Jugenheim) und Viernheim (Auferstehungsgemeinde) erinnerten in ihren Gottesdiensten am 20. März an die Deportationen und verlasen die Namen der verschleppten Jüdinnen und Juden aus ihren Gemeinden.

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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