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Worte zu Katastrophe in Berlin

Kirchenpräsident und Pfarrerin aus Berlin äußern sich zur Katastrophe

stevanovicigor/istockphoto.com

Ein Lkw fährt am 19. Dezember in einen Berliner Weihnachtsmarkt: Zwölf Menschen sterben, 56 werden verletzt, davon 14 sehr schwer. Zu dem Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder einen Anschlag handelt. Kirchenpräsident Volker Jung bittet um Kraft für alle, die den Verletzten beistehen und für die Angehörigen. Pfarrerin Ulrike Trautwein berichtet über die Situation an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge hat sich entsetzt über die Todesfahrt auf dem Berliner Breitscheidplatz geäußert: „Ich bete für die Toten und Verletzten dieses Abends.“ Die genauen Hintergründe sind kurz vor Weihnachten immer noch ungeklärt.

Kirchenpräsident Volker Jung: Der Trauer Raum und Zeit geben

„Was jetzt nicht hilft, sind aufgeregte und hektische Debatten“, sagt Kirchenpräsident Volker Jung in der Nacht kurz nach der Katastrophe in Berlin. „Was da in Berlin geschehen ist, ist ganz furchtbar und erschreckend, im Gebet denke ich an die Opfer“, so der Kirchenpräsident.  „Ich bitte um Kraft für die Angehörigen und für alle, die den Verletzten beistehen.“ Die Ermittler sollten einen „kühlen Kopf behalten“, so dass die Umstände geklärt werden können und klar werden könne, was wirklich geschehen ist, bitte der Kirchenpräsident.

Ort des Unglücks liegt neben Predigtstätte der Generalsuperintendentin

Pfarrerin Ulrike Trautwein, die Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin berichtet: „Die Nachrichten gehen mir im Moment sehr nah, denn der Weihnachtsmarkt, in den der LKW gerast ist, steht unmittelbar neben meiner Predigtstätte, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin.“ Im Moment versuche sie, Ruhe zu bewahren. „Mir hilft dabei der Gedanke, dass es um die Menschen geht, die unmittelbar betroffen sind. Wir müssen als Kirche jetzt schauen, wie wir die Menschen begleiten.“

Angebote der Kirche vor Ort

Die ehemalige EKHN-Pfarrerin, die bis 2011 in Frankurt-Bockenheim eine evangelische Kirchengemeinde betreute, berichtet: „Im Moment sind Notfallseelsorger vor Ort. Auch der Gemeindepfarrer ist direkt zum Weihnachtsmarkt geeilt und hat mit den Schaustellern geredet. Sie haben Schlimmes erlebt.“ Zudem stehen am Dienstag Pfarrer in der offenen Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche als Ansprechpartner zur Verfügung. Es sei auch geplant, ein Kondolenzbuch auszulegen, weiterhin solle am Abend ein Gottesdienst stattfinden.  

Katastrophe vor dem Hintergrund des Weihnachtsfestes

Der Anschlag fand wenige Tage vor Weihnachten statt, dem Fest des Friedens und der Liebe. Die Generalsuperintendentin wird selbst an Heilig Abend direkt neben dem Ort der Katastrophe, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche predigen. „Gerade jetzt ist die Weihnachtsbotschaft wo wichtig: Dass Gott in die Welt als kleines, hilfloses Kind gekommen ist, das auf Fürsorge angewiesen ist.“ Ulrike Trautwein macht deutlich: „Gott kommt wehrlos. Gott kommt nicht mit Waffen.“ Auch die Botschaft der Engel zu den Hirten „Fürchtet euch nicht“ sei wichtiger denn je. „Diese Worte zeigen uns: Obwohl die Welt zum Teil zum Fürchten ist,  gibt es für uns noch eine andere Wirklichkeit. Wir vertrauen auf diesen Gott, der auf Frieden setzt.“

Macht das Sinn: Mit Kindern über den Schrecken sprechen?

Gerade bei Katastrophen denkt die Mutter einer Tochter auch an Kinder und Jugendliche, zumal sie in drei Tagen einen Schulgottesdienst halten wird. Wie können Erwachsene helfen, damit die Jüngeren und Jüngsten diese Katastrophen gut verarbeiten? „Es ist die Frage, wie alt die Kinder sind. Sehr kleine Kinder sollten mit Nachrichten über Attentate oder Katastrophen nicht belastet werden. Ältere hingegen bekommen das mit.“ Die evangelische Pfarrerin würde ihnen erklären, dass es tatsächlich Menschen mit schrecklichen Ideen gebe. „Aber wir tun alles, um sie zu schützen.“

Zudem würde sie versichern, dass ein solches Unglück zwar schrecklich sei, es aber nicht überall und zu jederzeit geschehe. Die Generalsuperintendentin fährt fort: „Sie können mit Kindern eine Kerze anzünden und dabei an die Menschen denken, die gestorben und verletzt sind. Dabei können Sie gemeinsam mit ihnen beten.“ Jetzt biete es sich auch an, mit dem Kind in Kirche gehen, das habe etwas Tröstliches.

Lage in Berlin

Den Medien gegenüber versicherte der Bürgermeister Michael Müller, dass die Situation in der Hauptstadt unter Kontrolle sei. „Es ist ein Schock, dies mitzuerleben“, sagte er gegenüber den Medien. Justizminister Heiko Maas hat über Twitter mitgeteilt, dass der Generalbundesanwalt den Fall übernommen hat. 

Mitgefühl in Sozialen Netzwerken

Über Facebook, Twitter und weitere soziale Netzwerke bekunden viele User unter dem Hashtag #prayforberlin und #breitscheidplatz ihr Mitgefühl und die Solidarität mit den Opfern. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lädt am Dienstagabend um 18 Uhr zu einer Andacht ein, „um für die Verstorbenen und Verletzten gemeinsam zu beten“. In der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll es am 20. Dezember um 13 Uhr ein Gebet und ein Kondolenzbuch und um 18 Uhr einen Gedenkgottesdienst geben. 

Jeder geht mit dieser Situation anders um: Hier finden Sie Gebete angesichts von Gewalt

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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