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Kirchenpräsident Jung erstattet Bericht vor der Synode

Liberalisierung des Feiertagsschutzes ist kein Zeichen von Freiheit

Weilburg/Lahn, 12. Mai 2011. Die Liberalisierung des Sonn- und Feiertagsschutzes ist ein Zeichen für ökonomische Fremdbestimmung, also von Knechtschaft und damit gerade kein Zeichen von Freiheit.

Das sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, vor der in Weilburg tagenden Kirchensynode der EKHN. Er hatte seinen traditionellen Frühjahrs-Bericht das biblische Leitwort „Ihr seid zur Freiheit berufen“ gestellt.

Mit Blick auf die vielerorts geführte Diskussion um das Tanzverbot an Karfreitag warnte der Kirchenpräsident vor einer falsch verstandenen Freiheit. Wichtig sei hier nicht, ob die Freiheit einzelner eingeschränkt werde. Entscheidend sei es, ob eine Gesellschaft die Freiheit habe, sich einen solchen Tag wie den Karfreitag zu gönnen und nicht, ob dafür die Freiheit Einzel-ner kurzfristig eingeschränkt werde.

Kirchenpräsident Jung hält am Tanzverbot fest - seine Haltung in drei Punkten:

  1. Der Karfreitag sollte aus Kirchensicht als stiller Feiertag gestaltet werden. Dazu gehört auch ein klares Tanzverbot.

  2. An Ostern, das aus christlicher Sicht ein Freudenfest ist, erscheint aus seiner evangelischen Sicht ein Tanzverbot nicht zwingend plausibel.

  3. Wie die Gesellschaft ihre Feiertage begehen will, muss die Gesellschaft als Ganze beschließen. In dieser Debatte sind die Kirchen nur eine Stimme und beanspruchen keinen Absolutheitsanspruch. Aber ihre Argumente bringen sie ein - wie andere auch. Und sie halten ihre Argumente für gut und zwar für die ganze Gesellschaft, nicht nur für dezidiert christliche Bürger.

Das christliche Freiheitsverständnis zeige große Sympathie für den menschlichen Drang nach Freiheit, sagte Jung. Die Reformation habe die Freiheit als zentrales Thema des Glau-bens wiederentdeckt und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur geistigen Entwicklung der Moderne geleistet. Nach christlichem Verständnis bleibe Freiheit aber immer auch von Gott geschenkt.

Mehr Freiheit in der evangelisch-katholischen Ökumene nötig

Weil Christus den Menschen zur „Freiheit befreit“ habe plädierte der Kirchenpräsident für ein stärkeres ökumenisches Engagement. Die Taufe sei ein „grundlegendes Band der Einheit“. Mit Blick auf die katholische Kirche forderte er eine Zulassung aller getaufter Christen zum gemeinsamen Abendmahl. Von dem bevorstehenden Deutschlandbesuch des Papstes er-warte Jung sich „deutliche ökumenische Zeichen“ in diese Richtung.

Kritisch betrachtet Jung auch die Fortschritte in der Medizin, die die menschliche Freiheit immer öfter an ihre Grenzen führt. Mit Blick auf die Präimplationsdiagnostik (PID) hält Jung es für ethisch vertretbar, in engen Grenzen Ausnahmeregelungen mit einem klar geregelten Verfahren zuzulassen. Liegt bei den Eltern eine genetische Veranlagung vor, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Absterben des Embryos während der Schwangerschaft führt, sollte die Möglichkeit der PID eingeräumt werden.

Bei der Katastrophe von Fukushima sind Freiheitsfragen berührt

Bei Risikotechnologien wie der Atomkraft sei es wichtig, sagte der Kirchenpräsident, dass Menschen die von Gott gesetzten Grenzen erkennten und anerkennten. Zentral sei zudem, dass Menschen die Folgen ihres Handelns im Blick auf die von diesen Folgen betroffenen Menschen bedenken. Durch die Katastrophe in Japan habe sich ein neues Bewusstsein für die Grenzen einer falsch verstandenen Freiheit entwickelt. Es werde deshalb zu Recht „nach einer grundlegenden und schnellen Umorientierung in der Energiepolitik gefragt“. Diese Fra-ge allein greife allerdings zu kurz, wenn nicht auch danach gefragt werde, was sich „in unse-rer Wirtschaft und in unserem Lebensstil ändern muss“, wenn wir mit den uns anvertrauten endlichen Ressourcen sorgsam umgehen wollen.

Faire Asylverfahren für Flüchtlinge

Auf die aktuellen Freiheitsbewegungen in der arabischen Welt und in Nordafrika eingehend, sagte der Kirchenpräsident, Europa mit seiner großen Freiheitstradition solle darauf aber anders reagieren als bisher. Im europäischen „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ sollten Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea und Äthiopien, die in Libyen gestrandet wa-ren und nun versuchen, sich in Europa in Sicherheit zu bringen, nicht abgedrängt und fern-gehalten, sondern in Sicherheit gebracht und mit fairen Asylverfahren begegnet werden.

Jung sprach sich auch für den Schutz der Religionsfreiheit aus. Vor allem in vielen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens werde die Religionsfreiheit missachtet. Selbst wo Christinnen und Christen von Rechts wegen ihren Glauben privat in Form von Gottesdiensten leben dürften, gebe es immer wieder gewaltsame Übergriffe auf christliche Kirchen und Institutio-nen. „Als Christinnen und Christen ist es unsere Aufgabe, auf die bedrohliche Situation öf-fentlich hinzuweisen“, sagte Jung.

Die weiteren Tagesordnungspunkte, der vorläufige Zeitplan sowie Informationen über die Kirchensynode sind unter www.ekhn.de zu finden. Über diese Website der EKHN können während der Tagung zudem Eindrücke und Ergebnisse zeitnah als Videoclips, Blogs und über Twitter mitverfolgt werden.

 

Verantwortlich: gez. Pfarrer Stephan Krebs, Pressesprecher

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
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