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Barmer Theologische Erklärung

Die Barmer Erklärung: Wie politisch darf ein Christ sein?

Dietmar HarnisBronzeplastik „Ja-Sager und Nein-Sager“Bronzeplastik „Ja-Sager und Nein-Sager“ der Bildhauerin Ulle Hees zur Barmer Theologischen Erklärung

Was bedeutet die Barmer Theologische Erklärung von 1934 heute? Wie politisch dürfen oder sollen die Kirche und ihre Mitglieder sein? Schon in der NS-Zeit stellte sich die Frage im sogenannten Kirchenkampf. Eine Antwort sollte die Barmer Theologische Erklärung bieten. Sie ist auch heute noch aktuell.

Die Situation damals: Im Frühjahr 1934 herrschte der sogenannte Kirchenkampf. Die „Deutschen Christen“ versuchten, die evangelische Kirche in das faschistische Deutschland einzubinden und gleichzuschalten. Der so genannte Arierparagraph sollte auch in der Kirche gelten: Evangelische jüdischer Herkunft sollten aus der Kirche ausgeschlossen werden. Dagegen bildete sich Widerstand in der „Bekennenden Kirche“.

Vom 29. bis 31. Mai 1934 versammelten sich Evangelische aus ganz Deutschland in Wuppertal-Barmen. Sie beschlossen ein Bekenntnis, in dem sie Position gegenüber dem Nazi-Staat bezogen: Die Barmer Theologische Erklärung. Der Text wurde in Frankfurt vorbereitet und maßgeblich von dem Theologen Karl Barth geschrieben. 

Die Frage lautet bis heute: Wie politisch darf oder soll ich als Christ sein? 

  • „Glaube ist Privatsache“, heißt es oft. Das stimmt und stimmt nicht. Glaube ist höchstpersönlich in der Beziehung zu Gott. Das hat aber Auswirkung auf die anderen Bereiche, in denen ich lebe und handle. Schon ist mein Glaube keine Privatsache mehr: Ich muss leben, was ich glaube. Im Wortlaut der Barmer Theologischen Erklärung heißt es: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.“
  • „Achtung, wenn eine weltliche Macht absolute Geltung für sich beansprucht!“ Kein Mensch, kein Machthaber, kein Markt kann sich „master of the universe“ nennen. Gott allein ist Herr der Welt.
  • Jesus Christus hat verkündet: Das Reich Gottes fängt mit ihm an. Das bestimmt das Leben der Christen schon hier und jetzt.  Eine Trennung „Hier Welt, da Gott“ kann es nicht geben. Christen müssen widersprechen, wenn die Gott gegebene Würde von Menschen verletzt oder gar das Leben von Menschen bedroht wird.
  • Christen bekennen:  „Jesus Christus ist vom Tod auferstanden!“ Das stellt alles Gegebene in Frage und öffnet dem Leben alle Möglichkeiten. Politisch gesagt: „Alternativlos“ gibt es nicht. Nichts ist alternativlos. Nicht einmal der Tod. 

Laut Barmer Theologischer Erklärung gilt für die Kirche, dass sie allein unter Gottes Wort steht. Das bestimmt ihr Verhältnis zum Staat.  Das bestimmt die Art und Weise, wie die Kirche ihren Auftrag in der Welt erfüllt. Darum, so damals der Theologe Karl Barth, „kann die Kirche auch im totalen Staat keinen Winterschlaf antreten, kein Moratorium und auch keine Gleichschaltung sich gefallen lassen“. Die Kirche muss ein Wächteramt wahrnehmen. Sie muss in der Gesellschaft auf die Wahrheit Gottes hinweisen. 

Zigarrenrauch und ein Glaubensbekenntnis

Wie die Barmer Theologische Erklärung in Frankfurt geschrieben wurde

Mai 1934, Hotel Basler Hof, Frankfurt. Drei halten Mittagsschläfchen. Einer wacht, hüllt sich in Zigarrenrauch und schreibt ein Glaubensbekenntnis. Der eine ist der Theologe Karl Barth. Was er schreibt, geht in die Geschichte ein als „Barmer Theologische Erklärung“, sechs grundlegende Thesen zu Wesen und Auftrag der Kirche.  

Am 15. und 16. Mai 1934 trafen sich im Hotel Basler Hof drei Lutheraner und ein Reformierter: der Bonner Theologieprofessor Karl Barth, Pfarrer Hans Asmussen aus Altona, aus Bayern Oberkirchenrat Thomas Breit und der Kirchengeschichtler Hermann Sasse. Während sich die anderen zur Mittagspause zurückzogen, schrieb Barth, nach eigener Aussage mit einer guten Zigarre bewaffnet, den Text der „Frankfurter Konkordie“. Konkordie bedeutet Einigung auf ein Bekenntnis. Später kommentierte Barth schmunzelnd, die reformierte Kirche sei wach geblieben, während die lutherische geschlafen habe. Barths Entwurf fand Zustimmung, er wurde von der Barmer Synode als Theologische Erklärung beschlossen. Sie zeigt, wie politisch Karl Barth das Handeln der Kirche verstanden hat.

Mehr zu dem Thema:

Wortlaut der sechs Thesen der Barmer Erklärung

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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