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Warum lässt Gott das zu?

© gettyimages, phototalkVerzweiflung inmitten von ZerstörungWie kann Gott das Leid, diese Katastrophe zulassen?

Warum lässt Gott das zu? So fragen viele angesichts des Erdbebens in der Türkei und in Syrien, aber auch angesichts des Krieges in der Ukraine. Warum diese Verletzten? Warum diese Toten? Viele Antworten lassen einen ratlos zurück. Für manche ist damit das Thema Gott erledigt. Andere fragen: Warum greift Gott nicht ein? Kann er nicht? Oder will er nicht? Das verlangen die, die  an ihn glauben, sehr oft aber auch seine Spötter. Wenn er der allmächtige Schöpfer und Erhalter der Welt und des Lebens ist, dann müsste er doch jetzt eingreifen!

Gott leidet mit

Gott ist nicht einfach der rettende Held, der in der Not zur Stelle ist. Viele Menschen erfahren ihn als den, der mitleidet und mit ihnen trauert. Jesus am Kreuz, der die größte menschliche Not erlitten und ausgehalten hat. Sie erfahren ihn als den, der ihre Klage hört, aber auch als den, den sie anklagen können und der sich über das Elend seiner Menschen erbarmt. Aus der Sicht solcher Erfahrung des Glaubens ist Gott nicht nur der ferne Schöpfer, sondern Jesus, der Mensch, der alles weiß um das Elend des eigenen Lebens. 

Der Widerspruch zwischen dem liebenden und dem strafenden Gott

Nicht nur der Mensch kann grausam sein, auch Gottes Schöpfung. Sonne, Licht und Wärme auf der einen Seite. Bergstürze, Überschwemmungen und Tierplagen auf der anderen. Der Natur kann niemand eine Schuld nachweisen, wohl aber dem Schöpfer. Oder dem Menschen. Denn wo die „Krone der Schöpfung“ ins Spiel kommt, entpuppt sie sich allzuoft als das grausamste Geschöpf. Dass Gott alles so gemacht hat, kann der glaubende Mensch hier nur zugestehen. Offensichtlich enthält diese Welt unzählige Möglichkeiten.

Die Bibel selbst fragt danach, warum Gottes Gerechtigkeit und Güte so schwer zu erkennen sind und warum er sogar den straft, der auf ihn traut. Dem frommen Hiob nimmt er alles, Familie und alles Eigentum. Hiob hadert mit seinem Gott, aber die Antwort bleibt aus. Gott lässt sich nicht in die Karten gucken. Nach langem Ringen hält Hiob an seinem Glauben fest. Denn am Ende steht die Erkenntnis, Gott in seiner unvorstellbaren Größe trotzdem zu vertrauen. Über Jahrhunderte haben die Glaubenden versucht, den Widerspruch zwischen dem liebenden Gottes und den schweren menschlichen Prüfungen zu überbrücken. 

Gottes Handeln mit dem Verstand näher kommen

Im Zeitalter von Vernunft und Aufklärung versuchten die Denker der Zeit den Glauben an die Anforderungen des kritischen Verstandes anzupassen. So argumentierte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Gott habe die beste aller möglichen Welten geschaffen. Im Unterschied zu ihm, dem Vollkommenen, sei seine Schöpfung nicht so vollkommen, wie er selbst. Das Leid sei allerdings kein Teil des Schöpfungsaktes, sondern eine unvermeidliche Folge der menschlichen Wahlfreiheit zwischen dem Guten und dem Bösen. So müsse der Mensch sowohl die Folgen einer nicht vollkommenen Schöpfung tragen, als auch die Folgen seines eigenen Tuns.

Solche vernünftigen Erklärungen des Leidens konnten jedoch die geplagten Menschen keineswegs zufriedenstellen. Und so klagten die Philosophen und Denker von Feuerbach über Marx und Freud den unantastbaren Gott an: Wo bist du, Gott, angesichts der Leiden deiner Welt? Warum greifst du nicht ein, wenn das Böse triumphiert? Bis Nietzsche den Tod Gottes ausrufen ließ: „Gott ist tot und ihr habt ihn getötet.“ Das 20. Jahrhundert, übertraf mit seinen politischen, militärischen und menschlichen Tragödien alle Katastrophen der Weltgeschichte.

Der menschgewordene Gott leidet mit seiner Welt

Nach den Schlachtfeldern zweier Weltkriege, den Feueröfen von Auschwitz und den verheerenden Atomschlägen, war das traditionelle Bild des allgütigen und allmächtigen Gottes kaum noch zu halten. Viele Juden und Christen kamen zu dem Schluss, Gott sei weder schwach noch grausam, sondern nichts als eine Illusion. Eine Welt ohne Gott, ein schweigendes Universum, das dem Menschen weder einen Weg zeigt, noch sie aufhält, war und ist für viele Menschen nicht zu ertragen. Auf der anderen Seite hat gerade das Inferno des 20. Jahrhunderts vielen Menschen wieder den Blick auf den mitleidenden Gott geöffnet. 

Pfarrer Hans Genthe

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Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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