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„Gitarren statt Gewehre”

Gitarren-Versteigerung soll früheren Kindersoldaten helfen

Holger J. Becker-von WolffWolfgang NiedeckenWolfgang Niedecken (rechts) signiert eine Gitarre aus einem afrikanischen Ausbildungsbetrieb, die Pfarrer Wolfgang Weinrich (Mitte) von „Brot für die Welt“ erhalten hat

Prominente Musiker signieren eine Gitarre, anschließend wird das Instrument vom evangelischen Hessentagsbeauftragten Wolfgang Weinrich versteigert. Der Erlös kommt dem Projekt „Gitarren statt Gewehre”, einer Lehrwerkstatt im Kongo, zugute.

Ziemlich unscheinbar, das „Speckbrett”! Der Hals der elektrischen Gitarre ist mit recycelten Holzschrauben an dem rot lackierten Korpus befestigt. Der Klang- und der Lautstärkeregler ragen als blanke Metallstifte aus dem „Solidbody”. Ein Vibratohebel, mit dem man das Instrument zum Winseln bringen kann, fehlt sogar ganz. Trotzdem ist es wahrscheinlich heiß begehrt. Denn es trägt die Unterschriften von Musikgrößen wie Peter Maffay, Wolfgang Niedecken oder Herbert Grönemeyer.

Die E-Gitarre ist in einem Ausbildungszentrum der baptistischen Kirche in Bukavu im Osten der Demokratischen Republik Kongo entstanden, das unter anderem von der evangelischen Hilfsaktion „Brot für die Welt” unterstützt wird. Gebaut hat sie ein ehemaliger Kindersoldat.

„Das Instrument hat einen hohen symbolischen Wert”, sagt der Referent der hessen-nassauischen Kirche für Kommunikationsprojekte, Wolfgang Weinrich. Es erinnere an das grausame Schicksal von Zehntausenden Kindern, die im Herzen Afrikas von skrupellosen Milizen zum blinden Gehorsam und zum Töten missbraucht werden, und mahne dazu, den Jungen und Mädchen die Freiheit und eine Zukunftsperspektive zu geben.

Das Projekt „Gitarren statt Gewehre”

Auf dem Hessentag 2016 in Herborn informierten zwei Ausbilder der Lehrwerkstatt im Kongo über das Projekt „Gitarren statt Gewehre”, aber auch über die Qualifizierungen in weiteren Berufsfeldern wie Navigation, Informationstechnik, Metallbau und Ziegelherstellung. Anschließend schenkten sie dem evangelischen Hessentagsbeauftragten Weinrich das Instrument aus Bukavu - und der nahm es gleichsam als Auftrag zum weiteren Spendensammeln in seine Obhut. „Indem ich die Gitarre von Musikstars signieren lasse”, so das Kalkül des Pfarrers und Autors, „mache ich sie zu einem Liebhaberstück, für das Fans eine Menge Geld auf den Tisch zu legen bereit sind.”

Nach ungezählten Telefongesprächen und E-Mails mit Agenturen und Managern hat der 62-jährige Darmstädter Theologe inzwischen sein Ziel erreicht. Neben den Superstars Maffay, Niedecken und Grönemeyer haben auch die österreichische Sopranistin Eva Lind, der niederländische Filmregisseur und Fotograf Anton Corbyn, der Soulsänger und Gitarrist Stefan Gwildis, der Bluessänger Max Mutzke und der Liedermacher und Komponist Siegfried Fietz das Instrument mit dem Silberstift signiert.

5.000 Euro sollen zusammenkommen

„Es war oft sehr schwierig, an die Künstler heranzukommen”, verrät Weinrich. Im Falle Grönemeyers habe es sogar mehrere Monate gedauert, bis der Termin in Berlin perfekt war. Nun hoffe er, dass er die beiden Protagonisten der „Notte Italiana” auf dem diesjährigen Hessentag in Rüsselsheim, die Rockröhre Gianna Nannini und den Blues-Rocker Zucchero, noch zu Autogrammen bewegen könne. Danach werde er das Instrument wahrscheinlich im Internet versteigern. „Ich hoffe, dass mindestens 5.000 Euro zusammenkommen. Das würde reichen, um 125 jungen Menschen in Bukavu ein Jahr lang die Ausbildung zu finanzieren.”

Das Projekt „Gitarren statt Gewehre” steht auch im Zentrum des evangelischen Hessentagsprogramms am 17. Juni in der „ZeitKirche” am Rüsselsheimer Marktplatz. Dann werden wie auch schon 2016 in Herborn Fotos mit Kindersoldaten aus dem Kongo sowie inszenierte Fotos mit deutschen Kindern und Jugendlichen, die echte Waffen tragen, zu sehen sein. Beide Fotoserien sollten aufrütteln, sagt Weinrich. „Durch das direkte Nebeneinander rückt das Thema auch an uns heran. Die Betroffenheit ist größer.”

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