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Sportethischer Fachtag

Gewaltstrukturen in Sport und Gesellschaft aufbrechen

Bildquelle: gettyimages, katarzynabialasiewiczWeinendes Kind in TurnhalleKinder müssen von vor jeglicher Form von Gewalt geschützt werden, denn belastende Erfahrungen können sich schwerwiegend auf ihr Leben auswirken; dann ist oft professinelle Hilfe gefragt

Ein Drittel von rund 1.800 befragten Kaderathletinnen und -athleten hätten schon einmal sexualisierte Gewalt erlebt. Darüber informierte die Sportsoziologin Bettina Rulofs beim sportethischen Fachtag. Welche Präventionsmöglichkeiten gibt es?

Über Ursachen und Präventionsmöglichkeiten von Gewalt im Sport haben sich Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Polizei, Sport, Kirche und Medien ausgetauscht. Im Vorfeld hatte Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN und EKD-Sportbeauftragter, gegenüber dem Online-Magazin Indeon erklärt: „Der Sport ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und vergleichbare Gewaltstrukturen gibt es in Schulen, an Arbeitsplätzen, in Familien, im Grunde in allen gesellschaftlichen Bereichen.“ Die Erkenntnisse und Einschätzungen der Referierenden sowie offene Fragen wurden thematisiert während des sportethischen Fachtags der EKD mit dem Titel „Sport und Gewalt“ am 10. März 2021 während einer Online-Veranstaltung in der Evangelischen Akademie Frankfurt.

Ein Drittel der befragten Kaderathletinnen und -athleten sollen sexualisierte Gewalt erlebt haben

Laut dem Nachrichtendienst EPD hatte die Wuppertaler Sportsoziologin Bettina Rulofs von Sportverbänden eine größere Bereitschaft zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch gefordert. Rulofs berichtete von Ergebnissen der Studie "Safe Sport" eines deutschen Forschungsverbunds. Danach hätten rund ein Drittel von rund 1.800 befragten Kaderathletinnen und -athleten schon einmal sexualisierte Gewalt erlebt. Über körperliche Übergriffe hätten etwa 15 Prozent geklagt. Die Täter seien in der Regel Männer, und die Opfer fühlten sich oft so gedemütigt, dass sie nicht über das erlittene Leid reden wollten. Begünstigt würden die Taten durch ein besonderes Klima der Nähe und Vertrautheit an den Stützpunkten und in den Trainingsgruppen sowie das Gefühl bei den jungen Sportlern, zu einer Gruppe von "Ausgewählten" zu gehören, sagte Rulofs, die das 2017 abgeschlossene Forschungsprojekt geleitet hatte. "Nur wenige Jugendliche kommen auf die Idee, den Täter anzuzeigen und dieses geschlossene System zu verlassen, auch weil sie ihren Sport sehr lieben», erläuterte sie. Künftig brauche es Verbände, die sich wie etwa der Deutsche Turnerbund (DTB) und die Deutsche Reiterliche Vereinigung der Aufarbeitung stellten. Auch die Prävention müsse gestärkt werden.

Psychische Gewalt im Hochleistungssport kann zu starken Traumatisierungen führen

Die DTB-Generalsekretärin Michaela Röhrbein lenkte laut EPD den Fokus auf psychische Gewalt im Hochleistungssport und insbesondere im Turnen. Durch die Aussage von 17 jungen Turnerinnen Ende vergangenen Jahres sei deutlich geworden, dass Trainer- und Trainerinnen mitunter mit Beleidigungen, Erniedrigungen, Kontrollen und Druck arbeiteten und dies bei ihren jungen Schützlingen zu Essstörungen, Selbstverletzungen und starken Traumatisierungen führen könne. Der Erfolg sei zwar ein wichtiges Ziel, dürfe aber nicht auf Kosten des Kindeswohls und der Persönlichkeitsentwicklung gehen, sagte Röhrbein.

Schwieriges Thema: Outing homosexueller Fußballspieler

Als EKD-Sportbeauftragter sieht sich Kirchenpräsident Jung öfter mit der Frage konfrontiert, ob sich homosexuelle Fußballer outen sollten. In einem Interview mit Indeon gibt er zu bedenken: „Ein ganz schwieriges Thema im Sport: Wer sich outet, wird fast immer zur Zielscheibe für die Gewalt des Publikums im Stadion.“ Deshalb sei es kein Wunder – aber zugleich erschreckend - dass Ex-Nationalspieler Philipp Lahm in seinem neuen Buch den Tipp gebe, dass sich homosexuelle Spieler während der aktiven Karriere besser nicht outen sollten.

Mehrere Formen der Gewalt bei verschiedensten Sportarten

Kirchenpräsident Volker Jung, hatte in seiner Begrüßung der mehr als 100 Teilnehmer des Fachtags auch an die positiven Seiten des Sports erinnert, etwa an den Abbau von Aggressionen und die positiven gesundheitlichen Effekte. Der Mainzer Theologe Michael Roth bezeichnete Gewalt als "unaufhebbares Strukturmoment des Sports". Ob Boxen, Ringen, Rugby oder Fußball: Immer verabredeten sich zwei oder mehrere Konkurrenten freiwillig zu einem Kampf, sagte er.

Gegen Missbrauch in der Kirche vorgehen

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