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Anschlag auf Satiremagazin

Ein Jahr nach Charlie Hebdo

Robert Herhold/istockphoto.comGedenken der Opfer von Charlie Hebdo vor der französischen Botschaft in Berlin

Der blutige Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo ist ein Jahr her. Im November gab es wieder Attentate in Frankreich. Das lässt auch Muslime in Deutschland nicht kalt, sagt der Islam-Experte im Zentrum Ökumene. Er unterscheidet klar zwischen der Weltreligion Islam und dem islamistischen Terror.

„Bei solchen Gräueltaten sind auch Muslime oft hilf- und ratlos“, sagt Andreas Herrmann. Der Referent für den Interreligiösen Dialog im Zentrum Ökumene der EKHN und EKKW steht im engen Dialog mit Muslimen. „Es ist fast schon absurd, wie Muslime nach Attentaten aufgefordert werden sich zu distanzieren“, sagt Herrmann. Seiner Meinung nach werden solche Stellungnahmen medial wenig wahrgenommen. Außerdem habe der normale Gläubige nichts mit dem terroristischen Islamismus zu tun.

Keine einfachen Ursachen für islamistischen Terror 

Er sieht seine Aufgabe darin, über Unterschiede zwischen der friedlichen Weltreligion Islam und dem terroristischen Islamismus aufzuklären. Im Islam gibt es mehrere Strömungen und Bewegungen, manche von ihnen begünstigen den Islamismus der vergangenen Jahrzehnte. Die Extremisten akzeptieren nicht die gesellschaftliche Ordnung, sondern fordern einen Gottesstaat, auch mit Gewalt. „Die Menschen spüren, dass in den Medien nur ein Teil der Realität abgebildet wird“, so Herrmann. Er werde oft zu Info-Veranstaltungen eingeladen, wo es um grundsätzliche Informationen gehe. 

„Im ‚Krieg gegen den Terror‘ sind seit den 1990er Jahren mehr als eine Millionen Menschen gestorben“, sagt der Experte. Darunter auch viele Kinder und Zivilisten. Die Nahost-Politik, vor allem der USA, war der Entwicklung von Terrororganisationen wie dem sogenannten Islamischen Staat zuträglich. Außerdem gebe es islamische Strömungen, die sich auf den Koran berufen, um Gewalt zu rechtfertigen. Das Buch ist zu einer Zeit entstanden, als Kriege geführt wurden. Diese kriegerischen Passagen nutzen heute die Extremisten. „Das sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt Herrmann. Dennoch müsse klar zwischen der Weltreligion und den terroristischen Ideologien unterschieden werden.

Islamischer Religionsunterricht als Erfolgsstory

Bei seiner Arbeit im christlich-muslimischen Dialog gehe es aber nicht nur um Aufklärung. Herrmann begleitet viele Projekte. Das Ergebnis einer langjährigen Kooperation sei beispielsweise der islamische Religionsunterricht in Hessen. Auch wenn der Prozess noch nicht abgeschlossen sei, haben hier „Muslime und Christen konstruktiv gemeinsam gearbeitet.“

Auch das Thema Seelsorge stehe im Mittelpunkt. Herrmann erklärt: „In Kliniken gibt es auch muslimische Patienten, in Gefängnissen muslimische Insassen und von Unfällen sind auch Menschen muslimischen Glaubens betroffen.“ Aber im Bereich Seelsorge sei noch „mehr Abstimmung und Engagement erforderlich“.

Nachhaltige und ökologische Projekte als „kleine Pflanzen“

Er kennt einige muslimische Initiativen und Projekte, die aktiv an einem positiven Bild über die muslimische Gemeinschaft arbeiten. Als Beispiel nennt er unter anderem den Verein Nour Energy aus Darmstadt. Die jungen Muslime arbeiten ehrenamtlich an erneuerbaren Energiesystemen. In Frankfurt arbeite ein Moscheeverein mit dem Weltladen in Bornheim zusammen, ergänzt Herrmann. „Der Islam hat Gläubige, die sich für die Stärkung der Gesellschaft einsetzen. Diese ‚kleinen Pflänzchen‘ müssen wir stärken“, so der Referent. 

„Vertrauen entsteht, wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht“, sagt Herrmann. Er beschreibt, dass es viele Gespräche und Austausch gebe. Der Referent wünscht sich, dass mehr christliche Gemeinden Muslime zu sich einladen und sich gegenseitig besuchen. Aber es gehe nicht nur darum miteinander zu reden, sondern gemeinsam in die Zukunft zu gehen. „Das macht manchen Menschen Angst und das ist auch verständlich. Veränderungen können Angst machen. Aber den Weg zu einer mulireligiösen und pluralistischen Gesellschaft können wir nur gemeinsam gehen.“

Interreligiöser Dialog mit dem Islam im Zentrum Ökumene der EKHN und EKKW
Der christlich-muslimische Dialog im Zentrum Ökumene beschäftigt sich nicht nur mit theologischen Fragen. Es geht auch um Fragen der Integration der in Deutschland lebenden Muslime in die Gesellschaft bis hin zu interreligiösen Projekten an Schulen und in Stadtvierteln. Ein wichtiges Ziel ist eine friedlichere und gerechtere Welt, die von Christen und Muslimen gleichermaßen verantwortetet wird. 

Du wirst Gottes Kraft in der Schwachheit erfahren,
nicht vorher, nicht daran vorbei.
In der eigenen Schwachheit, in den Dingen,
um die ich einen großen Bogen mache,
meine Tabus, meine wunden Punkte.
Aber es tut nicht nur weh, es tut auch gut,
am wunden Punkt berührt und geheilt zu werden.
Und es führt kein Weg daran vorbei,
wenn es richtig gut werden soll.

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