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Akademie-Veranstaltung in Frankfurt

Diskussion um „Letzte Generation“

© Michael Mitzke, letzte Gen.Letzte GenerationAuch Journalist:innen nehmen das Gespräch mit der "Letzten Generation" auf, wie hier in München

Der Theologieprofessor Christoph Markschies hatte die Kirchen dazu aufgefordert, Gespräche zwischen ihnen, der Politik und den Aktivist:innen der „Letzten Generation“ zu initiieren. Jetzt hat sich das Dekanat Bergstraße dazu geäußert, wie es sich einen Dialog vorstellen kann und was Kirche konkret tun kann, um das Klima zu schützen. Zudem wird eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Frankfurt am 17. Januar einen differenzierten Blick auf das Thema werfen.

(epd/red) Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies, hatte im Dezember 2022 die Kirchen dazu aufgefordert, Gespräche mit Klimaaktivisten der "Letzten Generation" zu suchen. Dem epd gegenüber bemerkte er: Wenn die Kirche Gespräche zwischen ihnen und der Politik vermitteln könne, handle sie im Sinne ihres Auftrags als Kirche. 
Unumstritten ist die „Letzte Generation“ auch in der Kirche nicht. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU Nordrhein-Westfalen kritisierte beispielsweise die Annäherung an die Initiative scharf. Der Arbeitskreis hält die Aktivist:innen für „friedensfeindlich und brandgefährlich“. 
Allerdings haben auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung neben anderen Landesbischöfen und der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, einen solchen Dialog befürwortet.

Unmittelbarer Kontakt zur „Letzten Generation“ 

Sabine Allmenröder, die Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Bergstraße, hat selbst den Kontakt zu Aktivist:innen der „Letzten Generation“ gesucht, darüber berichtete der epd. Die Kirchenreferentin nahm in ihrer Freizeit von Ende Oktober bis Anfang November 2022 elf Tage in Berlin an Aktionen der "Letzten Generation" teil. Dreimal setzte sie sich mit anderen auf Straßen und stoppte den Verkehr. Gefährlich fand Allmenröder den Protest aufgrund der Vorbereitung und des disziplinierten Verhaltens der Teilnehmer nicht. Aber unangenehm seien die Beschimpfungen durch Autofahrer. Jedoch gebe es immer auch Passanten, die die Blockierer verteidigten. "Wir entschuldigen uns bei den Autofahrern, dass wir ihnen Unannehmlichkeiten bereiten, aber das Verbrennen der fossilen Energien muss gestoppt werden", sagte Allmenröder. Die längste Blockade habe eine halbe Stunde gedauert, dann hätten Polizisten die Demonstranten weggetragen.

Ziviler Ungehorsam zum Schutz der Bevölkerung und des Klimas

Der zivile Ungehorsam ist nach Allmenröders Worten gewaltfrei und angemessen angesichts der Bedrohung der Menschheit. Die "Letzte Generation" fordere die Politiker auf, ihrem Amtseid, die Bevölkerung zu schützen, Taten folgen zu lassen. "Jede Aktion stellt eine Einladung dar, die Bedrohung der Lebensgrundlagen zur Kenntnis zu nehmen."

Einschätzung des Dekans

Am 10. Januar 2023 hatte Arno Kreh, Dekan des Dekanates Bergstraße, in einer Mitteilung des Dekanats darauf hingewiesen, dass Sabine Allmenröders Einsatz in Berlin Privatsache gewesen sei, dass sie nicht dafür freigestellt wurde. Dennoch sei das Dekanat über das Vorhaben der regionalen Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung informiert gewesesen.

Differenzierter Blick

Arno Kreh hat keinen Zweifel daran aufkommen lassen, „dass eventuelle Grenzüberschreitungen von Klimaaktivisten auch geahndet werden müssen. Aber in diesem Zusammenhang neue und schärfere Gesetze zu fordern oder Menschen wochenlang wegzusperren, das halte ich für völlig überzogen“. Immerhin richte sich das Anliegen der Klimaschützer „nicht gegen unseren Staat“. Vielmehr erinnerten sie den Staat an die Einhaltung seiner Klimaschutz-Beschlüsse, „aber das Rechtssystem wird doch nicht in Frage gestellt“. 

Statt spektakulärer Aktionen - Informationsveranstaltungen und Beratung der Kirchengemeinden im Fokus

Ute Götz, Präses des Dekanates Bergstaße, erklärt zudem, dass man im Dekanat bezüglich des Klimaschutzes an dem bereits eingeschlagenen „Weg der kleinen Schritte“ festhalte – so zum Beispiel an der Beratung der Kirchengemeinden, was diese konkret vor Ort tun und welche Förderung sie unter Umständen dafür erhalten können. Das sei übrigens ein Schwerpunkt von Sabine Allmenröders Arbeit, die gegenwärtig beispielsweise die Evangelische Kirchengemeinde Zwingenberg bei der naturnahen Gestaltung ihres Außengeländes an der Bergkirche unterstützt. 
Informationsveranstaltungen zum Thema Klimawandel sollen daher auch weiterhin in den Räumen sowie auf dem Gelände des Hauses der Kirche möglich sein, haben Präses Ute Gölz und Dekan Arno Kreh in einem unter anderem an die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden gerichteten Schreiben formuliert. Bei solchen Terminen würden auch Akteure der „Letzten Generation“ nicht ausgeschlossen, „aber wir werden das Haus der Kirche nicht zur Verfügung stellen, wenn aktiv zur Mitarbeit bei der ,Letzten Generation‘ aufgerufen wird.“ Eine Fokussierung auf die spektakulären Aktionen der ,Letzten Generation‘ halten Dekan und Präses nicht für sinnvoll.

Kirchenpräsident Jung befürwortet Dialog

Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, hatte bereits Verständnis und Gesprächsbereitschaft für die Anliegen der „Letzten Generation“ signalisiert. Mit ihrem Engagement wollten sie auf das Anliegen aufmerksam machen, dass viel mehr für den Klimaschutz getan werden muss. Allerdings müsse auch über die Methoden des Protestes diskutiert werden. Die überwiegend jungen Aktivisten dürften aber „nicht einfach kriminalisiert“ werden, sagte Jung. Es seien „junge Menschen, die zutiefst bewegt und sehr bewusst“ den Weg eines „friedlichen zivilen Ungehorsams“ wählten, um vor den lebenszerstörenden Folgen des Klimawandels zu warnen. Er halte den kirchlichen Dialog mit der Letzten Generation nicht nur für „wünschenswert“, sondern für „geboten“. 

Die Evangelische Akademie Frankfurt bietet am 17. Janaur eine Diskussionsveranstaltung über die "Letzte Generation" an.  

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Auch evangelischer Gottesdienst im Fokus

Bisher war auch eine kirchliche Veranstaltung im Fokus der Protestierenden: Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ sind nach Polizeiangaben mit dem Plan gescheitert, einen Live-Fernsehgottesdienst der ARD zu stören. Weil es Hinweise auf die geplante Aktion an Heiligabend gegeben habe, sei der Gottesdienst in der evangelischen Auferstehungskirche Stuttgart-Möhringen auf den Vortag verlegt und aufgezeichnet worden, teilte das Polizeipräsidium Stuttgart am Sonntag mit. Als Reaktion auf deutlich kritische Stimmen begründete die Gruppe „Letzte Generation“ ihre geplante Aktion auf Twitter unter anderem damit, dass auch das Kind in der Krippe als Erwachsener zur Umkehr aufrufe.

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[epd/red, aktualisiert am 10.01.2023]

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um die ich einen großen Bogen mache,
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