Wolfgang Thierse

Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thiese zu Luthers Ausspruch:
„Pfaffen sollen beten und nicht regieren.“
Das ist ein wichtiger Satz, der in die Religionsgeschichte gehört. Er handelt von der Unterscheidung zwischen Religion und Politik. Nicht von ihrer Trennung, aber von ihrer Unterscheidung. Wir leben in einem Land, in dem vernünftigerweise Kirche und Staat getrennt sind und wissen deshalb, dass Religion und Politik nicht eins sind, nicht vermengt werden dürfen, wie das in anderen Teilen der Welt ist, etwa in der islamischen Welt. Das ist ein großer Fortschritt gewesen, dass Luther hier ausdrückt, dass die Politik ein durchaus weltliches Geschäft ist. Was ja nicht heißt, das Pfaffen, also Pastoren und Priester und Christen unpolitisch sein sollten. Aber sie müssen ihre religiösen Überzeugungen in politische Überzeugungen übersetzen, dann geht es.
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