Bettina Gaus

Bettina Gaus; Buchautorin und politische Korrespondentin der taz, kommentiert Luthers Ausspruch:
„Unser Leben soll nichts anders sein als ein stetes Verlangen und Warten auf das zukünftige Leben.“
Gaus: Dieser Satz von Martin Luther ist schon sehr die protestantische Askese und die Genussfeindlichkeit, die dem Protestantismus, wie ich denke auch zu Recht, oft unterstellt wird. Askese und Fleiß gelten also als gottgewollte Lebensformen. Nun ist das aber besonders ironisch, weil Luther selbst ja durchaus ein Genussmensch gewesen ist, der offenbar auch gut beleibt war und leidenschaftlich gerne gut aß und trank. Und er hat eben nicht nur Askese propagiert, sondern auch den wunderbaren Satz gesagt: Darf unser Gott gute und große Hecht auch guten Rheinwein schaffen, so darf ich sie wohl auch essen und trinken. Und das stimmt ja dann auch wieder etwas versöhnlich.
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