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colourbox.deMann allein auf weitem Raum"Wer hilft mir, wenn ich alleine bin?"

Seelsorge: Anteil nehmen und wunde Punkte ansprechen

Für die Seele sorgen ist mehr als Wellness, darauf weist auch die Aktion "Hausputz für die Seele" hin. Soll es dem Menschen als Ganzes gut gehen, muss der sich auch den unangenehmen Erfahrungen und Wahrheiten im Leben stellen. Zum Glück gibt es neben Freunden und Verwandten auch professionelle Ansprechpartner als Seelsorger. Hier ein Überblick über das Warum und Wie der evangelischen Seelsorge heute.

Seelsorge ist allen Pfarrerinnen und Pfarrern neben Gottesdiensten, Religionsunterricht und Gemeindeleitung besonders ans Herz gelegt. Das, was Menschen mit Vertrauenspersonen aus Familie und Freundeskreis in einem Seelsorgegespräch besprechen können, können sie auch einer kirchlichen Amtsperson erzählen. Die vertrauensvolle Gesprächssituation wird dadurch bestimmt, dass ein Pfarrer an das Beichtgeheimnis und die seelsorgerliche Schweigepflicht gebunden sind. Werden Pfarrerinnen vor Gericht als Zeugen geladen, dürfen sie – übrigens als eine von sehr wenigen Berufsgruppen – eine Aussage zu Inhalten eines Seelsorgegesprächs verweigern.

Um diesem hohen Anspruch an die Seelsorge gerecht zu werden, arbeiten speziell ausgebildete Seelsorger zum Beispiel in der Bundeswehr, in Gefängnissen, Krankenhäusern und Hospizen. Sie sollen den Menschen dort ermöglichen, ihr Leben und ihre Probleme vor Gott zu bringen und für sich „Seelenruhe“ zu finden.

Zunehmend verändert sich die Art, wie Menschen miteinander kommunizieren. Die professionelle Seelsorge bestand bis vor wenigen Jahrzehnten vor allem darin, dass eine Person mit einem Anliegen zu einem Pfarrer ging. Später kamen funktionale Dienste wie die Schulseelsorge und andere Bereiche der Spezialseelsorge hinzu. Je mehr sich Menschen heutzutage aber online und ortsmäßig flexibel bewegen, desto stärker tritt im Ernstfall die kirchliche Telefon- und Onlineseelsorge in den Vordergrund. Hier gelten dieselben Regeln von Vertraulichkeit wie bei einem Seelsorgegespräch um einen Tisch im Pfarrhaus.  

Biblische Grundlagen der Seelsorge

Das Wort „Seele“ (hebräisch: „näfäsch“) kommt allein im Alten Testament 755-mal vor und bedeutet zum einen „Gemüt“ und „Lebenshauch“. Dasselbe Wort kann aber auch „Kehle“ und „Mensch“ bedeuten. Schon bei der Schaffung des Menschen heißt es: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch eine lebendige Seele“ (Gen 2,7). 

Gott als Seelsorger

Im christlichen Glauben ist es zunächst einmal Gott, der für seine Geschöpfe und ihre Seele sorgt. Eine Trennung von Körper und Seele ist hier nicht mitgedacht. Der Prophet Jesaja beschreibt Gottes Zuwendung ganz plastisch: „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten“ (Jesaja 66,13). Obwohl sich Gott um seine Schöpfung sorgt, gibt es Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Probleme in Beziehungen, Burnout. In ihrer Not fragen sich viele Menschen: „Warum hat Gott zugelassen, dass es mir so schlecht geht, dass es Krankheit, Gewalt und Armut gibt?“ Es ist schwer auszuhalten, dass es drauf keine eindeutige Antwort gibt. Bereits in der Bibel bringen die Menschen diese Frage vor Gott und klagen ihm ihr Leid, laut Überlieferung ruft selbst Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Es gibt Menschen, die unvorstellbar Böses erlebt haben, einige von ihnen haben an ihrem Glauben zu Gott festgehalten und darauf vertraut, dass er letztendlich das Gute will. Sie haben darauf vertraut, dass Gott mitten im Leid zu ihnen steht.

Der Mensch als Seelsorger

Aus der „göttlichen Seelsorge“ leitet sich die Seelsorge zwischen Menschen ab. Das Neue Testament kennt als Vokabel für Seelsorge unter anderem das griechische Wort „Paraklese“. Übersetzt bedeutet es „Ermutigung, Begleitung, Ermahnung oder Trost“. Jesus Christus ist hier das große Vorbild. Er hat sich seinen Mitmenschen zugewandt, vor allem denen, die allein und bedürftig waren. So tun es aus christlichem Antrieb bis heute sehr viele Menschen (Mt 25,35-40). Denn auch mit einer menschlichen Vertrauensperson lassen sich Fragen an das Leben und über die eigene Existenz stellen und gemeinsam beantworten. Religiöse Themen wie Glaube und Zweifel an Gott sind gleichberechtigt mit alltäglichen Sorgen. In jedem Fall ist Seelsorge aber Interaktion! Eine oder mehrere Personen gehen auf eine andere Person ein und nehmen an dem Problem oder Thema des anderen teil.

Drei Dimensionen von Seelsorge

Laut dem Seelsorge-Konzept der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) lassen sich grob drei Dimension von christlicher Seelsorge unterscheiden. Die erste ist eine „heilende Seelsorge“ nach dem Muster der Heilungsgeschichten Jesu. Unabhängig davon, wie der Mensch aussah oder was er konnte: Jesus wendet sich ihm bedingungslos zu und nimmt Anteil an dem Schicksal der Person. Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, machte die Seele gesund. 

Seelsorge konfrontiert aber auch Menschen mit unangenehmen Wahrheiten. Jesus sprach Menschen auf das an, was sie sich nicht eingestehen wollten (Mt 23; Lk 18,9-14). Beichte, Buße und Neuanfang ist hier die Zielrichtung der christlichen Ermahnung. Interessant: Das Wort „schlechtes Gewissen“ geht auf den Reformator und Seelsorger Martin Luther zurück.

Die dritte Dimension ist „gemeinschaftsbezogen“: Miteinander leben, Anteil aneinander nehmen, einander diakonisch helfen. Im Neuen Testament ist diese Dimension in der Emmausgeschichte beschrieben (Lk 24,13-32). Vor allem im Krisenfall, wenn ein naher Angehöriger stirbt oder nach einem schweren Unfall, ist Seelsorge auch ohne Worte möglich. Hier kann es der Seele schon gut tun, dass jemand anderes einfach „da ist“. Hier unterscheidet sich die christliche Aufgabe von säkularen Angeboten wie Gesprächstherapien.

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Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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