Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Interview

„Miteinander auf eine Glaubensreise gehen“

Christopher Futcher/istockphoto.comViele Menschen sind religiös sehr interessiert, aber sie vermuten die Antworten auf ihre Fragen nicht mehr in der Kirche. „Viele Menschen sind religiös sehr interessiert, aber sie vermuten die Antworten auf ihre Fragen nicht mehr in der Kirche“, sagt Klaus Douglass.

Den Glauben vom Kopf ins Herz bekommen – das wollen Glaubenskurse erreichen. Im Interview berichtet Pfarrer Klaus Douglass von der Sehnsucht nach Antworten auf religiöse Fragen und wie diese beantwortet werden können.

privatKlaus Douglass, Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung im Zentrum Verkündigung der EKHNKlaus Douglass, Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung im Zentrum Verkündigung der EKHN

Am 1. September treten 9.838 Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher in der EKHN ihr Amt an. Damit sie gut vorbereitet sind, hat das Zentrum Verkündigung der EKHN in Frankfurt-Bockenheim einen 100-seitigen interaktiven Glaubenskurs herausgegeben. Aber nicht nur Kirchenvorstände zeigen Interesse an Glaubenskursen. Im Interview mit Redakteurin Charlotte Mattes erklärt Klaus Douglass, Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung, wofür Glaubenskurse gut sind.

Warum nennt man den Glaubenskurs nicht zum Beispiel Religions – oder Theologiekurs?

Klaus Douglass: Den Begriff gibt es seit über 30 Jahren, den umzuetikettieren, wäre vermutlich schwierig. Ich muss aber zugeben, der Begriff ist nicht optimal. Was mich mit ihm versöhnt, ist das das Wort „Kurs“. Es stammt vom lateinischen Wort für „laufen“ oder „reisen“. Es geht nicht darum die Leute auf eine Schulbank zu setzen, sondern miteinander eine Glaubensreise zu begehen. Im wahrsten Sinne des Wortes Erfahrungen miteinander zu machen. Glauben kann man zwar nicht über einem Kurs wie in der Volkshochschule lernen, aber man kann eine Entdeckungsreise in das Land des Glaubens machen.

Warum brauchen ausgerechnet Kirchenvorstände Glaubenskurse?

Douglass: Kirchenvorsteher setzen sich enorm für die Gemeinden ein. Sie organisieren, verwalten und arbeiten sehr viel. Mir sagen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher immer wieder: „Wir trocknen inhaltlich aus, wir müssen unseren spirituellen Tank füllen, wir würden gerne theologisch über Dinge nachdenken. Wir arbeiten gerne, aber wir brauchen eine solide Grundlage.“ Dafür könnte ein Glaubenskurs, der genau für diese Zielgruppe zugeschnitten ist, eine gute Grundlage sein.

Heißt das, dass sie alle auf ein Niveau bringen möchten? Damit alle über das Gleiche sprechen?

Douglass: Das haben Sie schön formuliert. Es geht nämlich nicht darum, dass am Schluss alle das Gleiche glauben. Das wäre unevangelisch. Die Leute verstehen unter Glauben völlig unterschiedliche Dinge. Es geht darum, dass alle vom Gleichen sprechen, wenn sie über Taufe, Abendmahl, Bibel oder Kirche reden. Und dass sie auskunftsfähig werden über diese Dinge.

Glaubenskurse gibt es auch für Menschen, die mit dem Christentum nicht eng verbunden sind, wie wird das angenommen?

Douglass: Erstaunlich gut. Viele Menschen sind religiös sehr interessiert, aber sie vermuten die Antworten auf ihre Fragen nicht mehr in der Kirche. Das hat etwas mit einem großen kulturellen Graben zu tun. Die Kirchenkultur unterscheidet sich massiv von der Kultur, in der sich die meisten Menschen heute bewegen. Wenn ein Glaubenskurs aber so gestaltet ist, dass sie sagen können: „Hey, das ist ja relevant. Das ist spannend“, dann ist schon mal sehr viel gewonnen. Die Menschen wollen wissen, wie Gott wirkt, ob es ihn oder ein Leben nach dem Tod gibt. Wenn sie dann erleben, dass Kirche relevante Antworten auf ihre Fragen hat, dann ist das eine gute Erfahrung.

Wozu brauchen die Menschen Glaubenskurse?

Douglass: Wir sind heute in einer Zeit, die sehr stark über Fortbildungen, Seminare, VHS-Kurse und ähnlichem arbeitet. Leute gehen gerne in ein überblickbares Angebot, bei dem sie sagen: „Das bringt mich persönlich weiter.“ Darum ist momentan einfach eine gute Zeit, die geeignet ist für Glaubenskurse. Das wird nicht ewig so sein, aber im Moment ist sozusagen Saison dafür. Warum sollten wir da nicht ein entsprechendes Angebot bereithalten?

Sind Glaubenskurse wie der Religionsunterricht, wie wir ihn aus der Schule kennen?

Douglass: Der entscheidende Schritt ist, den Glauben vom Kopf ins Herz zu kommen. Ich halte viel von Wissensvermittlung. Um an den lieben Gott und an Jesus zu glauben, muss ich etwas über ihn wissen. Aber das Wissen über den Glauben ist natürlich noch nicht Glauben selbst.

Sollen mit Glaubenskursen Menschen wieder in die Kirche gebracht werden, Eintritte gefördert werden?

Douglass: Ziel eines Glaubenskurses ist nicht, dass Menschen in die Kirche eintreten. Ziel ist erst mal, dass dieser Mensch einen Schritt auf seiner Glaubensreise vorankommt. Wenn es dazu führt, dass dieser Menschen in die Kirche eintritt, freue ich mich als „Funktionär“ dieser Kirche, aber das ist nicht die Absicht. Das würden die Menschen auch sofort spüren, wenn das hier ein Mitgliedergewinnungsprogramm wäre, bei dem wir letztlich nur ihre Kirchensteuer haben wollen. Es führt in der Praxis oft dazu, aber es ist nicht die primäre Absicht. Wir wollen vielmehr, dass Menschen in Berührung kommen mit Gott, Glaube und Gemeinde. Wir bieten das für die Menschen an und nicht, um unsere Organisation zu erhalten.

Glauben Menschen, die es vorher nicht getan haben, nach so einem Kurs?

Douglass: Es kommt erstaunlich oft vor. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, dass Menschen eine solche Erfahrung machen. Um eine Analogie zu gebrauchen: Wenn ich eine Partnerin oder einen Partner suche, habe ich keine Garantie, jemanden in der Disko zu finden. Aber ich sollte dafür aus dem Haus raus gehen.

Ich habe es erlebt, dass Menschen nach so einem Glaubenskurs gesagt haben: „Mein Leben hat sich radikal geändert“, andere haben vier bis sechs Wochen nach einem Kurs gesagt „ich habe jetzt angefangen“ und dann sind sie auf einen Weg gegangen, der Jahre gedauert hat. Und wieder andere haben gesagt: „Es war spannend, danke“. Und waren dann für Jahre nicht mehr zu sehen. – Aber sie haben eine gute Erfahrung mit Kirche gemacht.

Glaubenskurse sind eine Veranstaltung von Kirche, wo der Glaube im Fokus steht, finden Sie es wichtig, dass Kirche so etwas wieder mehr etabliert?

Douglass: Ich glaube, dass Kirche mit Glaubenskursen sehr nah an ihrer Kernkompetenz arbeitet. Vieles von dem, was Kirche anbietet ist zwar wichtig, aber damit verbunden sogar besser. Ich merke das auch im Kreis der Kollegen. Mir haben verschiedene Kollegen und Kolleginnen gesagt: „Jetzt mache ich das, warum ich mal Pfarrer geworden bin.“ Das macht Mut von unserem wunderbaren Glauben weiterzuerzählen.

Buch-Tipp
Das interaktive Buch „Sehnsucht nach mehr. Ein Glaubenskurs für Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher“ umfasst 100 Seiten. Insgesamt wurden 15.000 Exemplare gedruckt. Die Kapitel sind in Taufe, Kirche, Bibel und Abendmahl gegliedert.
Alle Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher der EKHN bekommen es im August 2015 kostenlos zugeschickt. Darüber hinaus kann der Glaubenskurs auf der Website www.sehnsucht-nach-mehr.de kostenlos heruntergeladen oder beim Zentrum Verkündigung der EKHN in gedruckter Version ab 10 Euro bestellt werden.

Aktuelles zum Glauben auf EKHN.de

Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

to top