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Synodaler Weg

Reformprozess: Wird die katholische Kirche evangelisch?

EKHN/OeserÖkumenischer Höhepunkt im Reformationsjahr 2017: Gemeinsames Christusfest im Frankfurter DomÖkumenischer Höhepunkt im Reformationsjahr 2017: Gemeinsames Christusfest im Frankfurter Dom

Missbrauch, Frauenrolle, Zusammenspiel zwischen Geistlichen und Laien: Der katholische Reformprozess „Synodaler Weg“ nimmt in Frankfurt Fahrt auf. Und prompt entbrennt ein Streit zwischen „Kardinal Vorwärts“ und „Kardinal Rückwärts“ über die Frage: Wird die katholische Kirche jetzt evangelisch und ist „protestantisch“ ein Schimpfwort?

EKHN/Volker RahnSynodaler Weg der katholischen Kirche Kardinal Reinhard Marx stellt erste Ergebnisse vorSynodaler Weg der katholischen Kirche: Kardinal Reinhard Marx stellt erste Ergebnisse vor.

Am Anfang steht das Wort. So heißt es in der Bibel. Ein kluger Satz mit Blick auf das neue katholische Reformprojekt „Synodaler Weg“. Denn bei den bis Samstag in Frankfurt am Main tagenden Teilnehmenden stand das Wort zunächst in Form einer Geschäftsordnung im Zentrum. Zum Auftakt klopften die über 200 Delegierten des deutschlandweiten Reformprozesses der katholischen Kirche im Frankfurter Dominikanerkloster – dem Ort übrigens der traditionellen hessen-nassauischen Synoden – ihre Satzung fest. 

Nichts geht mehr gegen Frauen

Ein erstes Signal: Bei 159 Männern und 70 Frauen im Plenum soll in dem auf zwei Jahre angelegten Projekt ab sofort nichts mehr gegen die Frauen-Minderheit gehen. Im Zentrum der katholischen Zukunftswerkstatt ansonsten weitere heiße Eisen: die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamtlichen. Und  über allem schwebt die große Frage: Wohin geht die katholische Kirche in Zukunft?

Geistliches Experiment für alle  

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, ist sich da ziemlich sicher. Es sei bei der Auftakt-Tagung in Frankfurt spürbar gewesen, dass die Kirche „glaubwürdig“ voranschreiten wolle. Den Synodalen Weg selbst sieht er als „geistliches Experiment“. Es interpretiere die klassische katholische Ordnung „sehr freimütig“. Für ihn bleibt dabei wichtig: Die neue katholische Augenhöhe zwischen Laien und Geistlichen.  

Richtungsstreit zwischen Marx und Woelki

Das sehen nicht alle so in der katholischen Kirche. Ökumene-Experten attestieren der katholischen Kirche denn auch einen profunden Richtungsstreit zwischen „Kardinal Vorwärts“ (Reinhard Marx) und „Kardinal Rückwärts“ (Rainer Maria Woelki). Parallel zur Tagung hatte der konservative Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki lautstark öffentlich kritisiert, dass nun in der katholischen Kirche offenbar ein protestantisches Kirchenbild etabliert werden solle. Er twitterte nach einem Interview mit dem "Domradio" in durchaus abwertendem Unterton, dass der Synodale Weg "quasi ein protestantisches Kirchenparlament" sei. Das passe nicht zur katholischen Tradition. Marx wies das vor Journalisten zurück: „Ich will das eigentlich nicht kommentieren.“ Er tat es dann aber doch. Es sei in Frankfurt ein synodaler Prozess eingeleitet worden, in dem alle zur Sprache kommen müssten.  Und überhaupt: Es komme Marx doch einigermassen merkwürdig vor, dass "protestantisch" in Köln offenbar als Schimpfwort benutzt werde. 

Entschädigungszahlungen und Rapport beim Papst 

Dass auch kritische Fragen wie etwa Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer jetzt noch nicht im Zentrum des Reformprozesses standen, dafür bat Marx um Verständnis. Die Tagung in Frankfurt bleibe ein Aufschlag. Marx: „Und jetzt wird gearbeitet.“ Gleichzeitig verriet er, dass er in wenigen Tagen auch dem Papst in Rom Rapport erstatten werde.  Dann wird es mit Sicherheit auch darum gehen, wieviel Leine der Vatikan den deutschen Katholiken bei ihrem synodalen Experiment lässt. Im September steht das nächste Treffen an - erneut in Frankfurt. Dann werden alle sehen, wie weit der Weg in Deutschland gehen kann. 

Synodaler Weg und Ökumenischer Kirchentag

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hatte das Vorhaben des „Synodalen Wegs“ der katholischen Kirche bereits im Vorfeld begrüßt. „Wir begleiten den Synodalen Weg der katholischen Geschwister mit viel Sympathie und mit unseren Gebeten“, so Jung. Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte mit einem eigenen Vorschlag sogar ihre Gemeinden gebeten, Fürbitte für die katholischen Geschwister zu halten. Nach Ansicht Jungs wird nun vieles „davon abhängen, ob Ergebnisse erzielt werden, die dann auch in konkrete Reformschritte umgesetzt werden“. Jung: „Die Erwartungen und Hoffnungen sind groß. Deshalb wird der Synodale Weg auch die Vorbereitungen auf den Ökumenischen Kirchentag mit prägen. Viele Christinnen und Christen in beiden Kirchen wünschen sich, dass noch mehr Ökumene sichtbar wird und gelebt wird.“

Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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