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Vatikan-Schreiben gegen Segnungen

Proteststurm in katholischer Kirche gegen Segnungsverbot Homosexueller

EKHN/RahnRegenbogenflagge zum CSD 2018 vor der Darmstädter Verwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und NassauRegenbogenflagge als Solidaritätszeichen für alle "LGBTQ-Menschen" vor der Kirchenverwaltung in Darmstadt.

In der katholischen Kirche ist ein neuerlicher Streit um die Segnung von gleichgeschlechtlichen Parterschaften ausgebrochen. Der Vatikan hatte Mitte März ein klares Nein bekräftig. Das hat nun einen wahren Proteststurm in der katholischen Kirche entfacht. Die deutschen Bischöfe ringen um Orientierung. Die hessen-nassauische Kirche hat eine klare Haltung.

Der Vatikan hat die Einführung von Segnungsfeiern für homosexuelle Paare in der katholischen Kirche untersagt. In einem Papier der Glaubenskongregation von Mitte März heißt es, dass die Kirche nicht die Vollmacht  habe „Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen“. Auch positive Aspekte dieser Beziehungen seien „nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen". Gleichgeschlechtliche Partnerschaften entsprächen zudem „nicht den Plänen Gottes“, so der Vatikan in dem Schreiben, das sich vor allem auf Anfragen aus Deutschland bezieht.

Protest in katholischer Kirche weitet sich aus

Das Schreiben hat inzwischen einen regelrechten Proteststurm unter Deutschlands Katholiken ausgelöst. In den sozialen Netzwerken haben sich unter dem Hashtag #mehrSegen  bereits über 1000 katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Geistliche gemeldet, die weiter gleichgeschlechtliche Paare segnen wollen. Mehr als 200 katholische Theologieprofessoren und -professorinnen aus dem deutschen Sprachraum haben zuletzt ebenfalls gegen das vom Vatikan erlassene Segnungsverbot für homosexuelle Paare öffentlich protestiert. In einer Stellungnahme, die von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster erarbeitet wurde, heißt es: „Von dieser Position distanzieren wir uns entschieden". Und:  „Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares." 

Über dem Limburger Dom prangt "Love is No Sin"  

Unterdessen hat das katholische Bistum Limburg auf seinem Facebook- und Instagram-Auftritt ein Regenbogen-Motiv gepostet, das als weltweites Symbol für die Solidarität unter andrem mit schwulen, lesbischen und transsexuellen Menschen gilt. Am Mittwochabend wurden beide Social-Media-Kanäle mit frischen Titelbildern eingekleidet. Dabei prangt über dem Limburger Dom jetzt auch der Schriftzug „Love Is No Sin". Bistumsprecher Stephan Schnelle sagte dem Hessischen Rundfunk, dass die Aktion nicht mit dem Bischof abgestimmt sei. Schnelle stehe aber als Verantwortlicher für die Social-Media-Kanäle hinter der Aktion. Damit steht er nicht alleine. Die Limburger Diözesanversammlung, die gewählte Vertretung der Laien im Bistum, erklärte: „Wir hoffen, dass sich kein Paar davon abhalten lässt, um Gottes Segen für ihre Beziehung zu bitten." Die Vorstände des Frankfurter Stadtsynodalrates und der Stadtversammlung Frankfurter Katholiken wollen auch weiterhin für Segensfeiern eintreten und veröffentlichten eine Erklärung: „Wir schauen voller Respekt auf ihre Liebe, Treue und Fürsorge." 

Spektakuläres Protest-Video des Wormser Dompropstes tausendfach geteilt 

Der katholische Wormser Dompropst Tobias Schäfer hatte bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des Vatikans ein spektakuläres  Protestvideo gegen das Schreiben aus dem Vatikan veröffentlicht. Es wurde inzwischen auf Facebook zehntausendfach angesehen und tausendfach geteilt. Der Propst äußert darin völliges Unverständnis dafür, dass der Vatikan vorschreiben wolle, wem die Kirche Segen zuteil werden lasse. „Ich glaub’s ja nicht ….“, beginnt er sein Statement. Und der Wormser Theologe  schließt seinen Film mit einem bekannten Luther-Zitat: „Den Segen Gottes zu spenden, wer immer ihn braucht, erbittet und ersehnt: das kann und werde ich niemandem verweigern. Hier stehe ich, ich kann nicht anders…“ Der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm kündigte auf seiner Facebook-Seite zugleich an, das Schreiben aus Rom zu ignorieren: „Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein." 

Zentralkomitee der Katholiken reagiert enttäuscht

Mit Enttäuschung hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg reagiert. Das Schreiben reihe sich ein in „eine Folge von Störungen des Synodalen Weges“ durch den Vatikan. Sternberg, der auch der katholische Präsident des bevorstehenden Ökumenischen Kirchentags ist, verwies auf Beschlüsse der ZdK-Vollversammlung zur Segnung Homosexueller. Sternberg: "Kirche ist dazu berufen, Menschen zu segnen. Sie ist nicht dazu berufen, Menschen, die darum bitten, den Segen Gottes vorzuenthalten.“

Bischof Bätzing machte sich zuletzt für Segnungen homosexueller Paare stark 

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte sich zuletzt deutlich für Segnungen stark gemacht. Nach Worten Bätzings gebe die Glaubenskongregation in ihrem Schreiben „den Stand der kirchlichen Lehre wieder, wie er sich in mehreren römischen Dokumenten spiegelt". In einer Stellungnahme machte er deutlich, dass das Thema weiter beim katholischen Reformprozess „Synodaler Weg“ beraten werde. Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur kna äußerte sich Bätzing Medienberichten zufolge aber deutlich kritischer. Er sei „nicht glücklich“ darüber, dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte um einen Segen für gleichgeschlechtliche Paare einbringe. Das erweckte den Eindruck, „man wolle die in verschiedenen Teilen der Weltkirche, auch bei uns in Deutschland,  derzeit streitig geführte theologische Auseinandersetzung möglichst schnell beenden".

Mainzer Bischof Kohgraf für seelsorglichen Umgang mit Paaren  

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf nahm nach dem Schreiben aus dem Vatikan in einer ersten Reaktion „Verletzungen“ nicht nur bei den „unmittelbar Betroffenen wahr“. Er erinnerte daran, dass die Segensfeiern aus der seelsorglichen Begleitung entstanden seien. Seelsorgerinnen und Seelsorger hätten „Menschen begleitet und über das Gute ihres Lebens den Segen gesprochen“. Er plädiere für eine eigene Segensform, die aber nicht einer Trauung nachgebildet sei. Ihm bleibe wichtig, mit den „nicht wenigen Betroffenen" zu reden  „und nicht über sie - und bei ihnen zu bleiben“.

In Hessen-Nassau seit fast 20 Jahren Segnungen möglich 

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) änderte die Einkleidung ihrer Social-Media Kanäle. Sie folgte dem Beispiel des Bistums Limburg und zeigt zum Zeichen der Solidarität das Regenbogensymbol. Das hat seinen Grund: In der EKHN sind bereits seit 2002 Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare möglich. Als erste Landeskirche stellte sie zudem 2013 die Segnung mit der Trauung gleich. Seit 2019 heißen Segnungen nun auch offiziell Trauungen. Gleichzeitig wurde auch der bisherige Vorbehalt bei Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare für einzelne Kirchenvorstände in Gemeinden oder Pfarrerinnen und Pfarrer abgeschafft. Sie konnten bisher mit Verweis auf die eigene Glaubensüberzeugung die Segnung eines homosexuellen Paares ohne größere Begründung ablehnen. Sie mussten dann aber an einem alternativen Ort möglich gemacht werden. Statt dessen gilt hier seit 2019 nun die Praxis wie bei allen Amtshandlungen, etwa auch Taufen oder Beerdigungen. Sie sieht vor, dass Pfarrerinnen und Pfarrer aus seelsorglichen Erwägungen oder Glaubensüberzeugungen, die nach eigener Ansicht gegen Schrift und Bekenntnis verstoßen, eine Amtshandlung im Einzelfall nur nach ausführlicher Begründung ablehnen können. Von 2002 bis 2018 wurden in Hessen-Nassau rund 320 gleichgeschlechtliche Paare gesegnet. Danach wurden die Segnungsfeiern wegen der Gleichstellung mit der Trauung konsequenterweise nicht mehr gesondert erfasst. Zum Vergleich: 2018 wurden mehr als 3000 hetereosexuelle Paare getraut. 

Kirchenpräsident sieht Spannung in der weltweiten Christenheit  weiter bestehen 

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung stellte nach der Entscheidung 2019 klar, dass es auch in der evangelischen Kirche bei der Frage der Trauung von homosexuellen Paaren weiter unterschiedliche theologische Positionen gebe. Mit der Entscheidung für die Trauung habe die hessen-nassauische Kirche aber ein klares Signal dafür gegeben, „welche Auslegung und Position in unserer Kirche für angemessen gehalten wird“, sagte Jung. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass „die bestehende Spannung bei dem Thema zurzeit nicht auflösbar ist, die in einem unterschiedlichen Verständnis des biblischen Zeugnisses begründet ist und die zugleich die weltweite Christenheit durchzieht.“

Gut:
Das heißt für mich -
frei und befreit von allem,
was ich aus Angst und Ärger tief
in mir vergraben habe.

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