1990 - 1999
1990

Seelsorge in den letzten Lebenstagen
Erster bundesweiter Hospiztag in Arnoldshain
Die Sensibilität in Kirche und Gesellschaft für die besonderen Bedürfnisse Sterbender steigt. Diese ganz eigene medizinische und seelsorgliche Aufgabe greifen Initiativen an immer mehr Orten auf.
In der Akademie Arnoldshain findet der erste bundesweite evangelische Hospiztag statt und etabliert sich in den Folgejahren. 2004 ernennt die EKHN mit Beate Jung-Hankel die erste Hospizpfarrerin.
1991

Bleibende Erwählung der Juden
Grundartikel ergänzt
Die Synode ergänzt den Grundartikel der EKHN um einen Satz, der »die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen« betont. »Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.«
Damit wird in der EKHN jeglicher Antijudaismus unvereinbar mit dem christlichen Bekenntnis. Für diese Änderung hatten sich jahrelang eingesetzt: Bettina Kratz, Synodale und Mitglied der Entscheidungsgremien der Evangelischen Akademie; Eleonore Siegele-Wenschkewitz, Direktorin der Akademie; Martin Stöhr, damals Präsident des Internationalen Rats der Christen und Juden, und der Mainzer Theologieprofessor Gert Otto.

Nur die Taufe zählt
Kinderabendmahl
Als einziges Kriterium für die Teilnahme am Abendmahl stellt die Synode die Taufe fest und lässt damit auch Kinder zum Abendmahl zu. In der Folge verliert die Konfirmation ihre Rolle als Initiationsritus für das Abendmahl.

Du, Gott, Freundin der Menschen
Gebete aus weiblicher Sicht
Das Buch »Du, Gott, Freundin der Menschen« kommt mit Gebeten und liturgischen Texten in feministisch reflektierter Sprache heraus.
Es löst im deutschen Sprachraum Nachdenken über die männliche Prägung traditioneller liturgischer Sprache aus. Herausgeberinnen sind Heidi Rosenstock, Gemeindeberaterin und Mitglied der Kirchenleitung, und Hanne Köhler, Leiterin der Beratungsstelle für Gottesdienstgestaltung.
1992
Preis der Einheit
Erneuter Höchststand bei Austritten
Nach Einführung des Solidaritätszuschlags zur Förderung der ostdeutschen Bundesländer verdoppelt sich die Zahl der Kirchenaustritte nahezu. 1992 verlassen 19.418 Menschen die EKHN, fast so viele wie im Rekordjahr 1974.

Verstärker für Glaubenstöne
Erste Kantorenstelle für populäre Kirchenmusik
Längst haben sich in vielen Gemeinden christliche Popbands gegründet und gestalten Gottesdienste mit. Immer neue geistliche Lieder entstehen.
Um diese moderne geistliche Musik zu fördern, ernennt die EKHN mit Burkhard Jungcurt einen ersten Referenten für Popularmusik. Die Stelle ist zunächst im Amt für Kirchenmusik, später im Zentrum Verkündigung angesiedelt.
Startschuss für die Reformdebatten
Perspektivkommission präsentiert »Person und Institution«
Die gesellschaftliche Akzeptanz und Relevanz der Kirchen schwinden. Umbau wird unausweichlich. Aber wie und wohin? 1988 richtet die EKHN eine Perspektivkommission ein. Sie legt unter der Leitung des stellvertretenden Kirchenpräsidenten Hans Helmut Köke das Buch »Person und Institution – Volkskirche auf dem Weg in die Zukunft« vor. Es ist eine profunde Reflexion, die zur Basis und zum Startschuss für Jahrzehnte lange Reformdebatten wird. Daraus folgen 1997 die Bündelung der Handlungsfelder und 2000 die Dekanatsstrukturreform, die Aufgaben und Kompetenzen der Dekanate als mittlere regionale Handlungsebene stärkt. Die Reformen dauern an und werden zunehmend von Spardebatten beeinflusst.
Abschied von der Karteikarte
Elektronische Mitgliederdaten
Die EKHN nimmt eine elektronische Datenbank in Betrieb. Sie ermöglicht Gemeinden die Pflege der Mitgliederdaten auf elektronischem Weg – ist aber auch nicht frei von den vielen Unzulänglichkeiten der digitalen Gründerzeit.

Spirituelle Suche
Haus der Stille
Um die Integration kontemplativer und meditativer Elemente in den Protestantismus zu fördern, entsteht im Waldhof Elgershausen im Westerwald unter maßgeblicher Förderung von Propst Wilhelm Stein das Haus der Stille.
Ende 2014 reduziert die EKHN die Pfarrstelle und den Zuschuss. Die Einrichtung arbeitet von 2015 bis 2018 in Frankfurt ehrenamtlich weiter und schließt dann.
1993

Lebenszeichen
Mitgliedermagazin Echt
Als einzige Kirche bringt die EKHN ein regelmäßiges Magazin heraus, das alle Mitglieder erreicht.
Es wird vom Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Joachim Schmidt mit dem Titel »Echt« konzipiert und den 1,8 Millionen Mitgliedern vierteljährlich per Post zugestellt. Der Versand erfolgt mithilfe der EDV-gestützten Mitgliederdatei. »Echt« soll vor allem die erreichen, die wenige Kontaktpunkte zu ihrer Kirche haben, und ihnen »ein regelmäßiges Lebenszeichen ihrer Kirche« bieten. 2012 wird „echt“ durch die zweimal im Jahr erscheinende Multimedia-Aktion „Impulspost ersetzt.

Singet dem Herrn
Evangelisches Gesangbuch
Das Evangelische Gesangbuch (EG) löst das Evangelische Kirchengesangbuch aus dem Jahr 1954 ab. Es bietet neben den Klassikern eine Fülle neuer geistlicher Lieder sowie liturgische Texte.

Förderung jüdischen Wissens
Stiftungsprofessur in Frankfurt errichtet
Unter maßgeblicher Mitwirkung der EKHN wird an der Frankfurter Universität die Martin-Buber-Stiftungsprofessur eingerichtet, auf der jüdische Dozent*innen Kenntnisse über das Judentum vermitteln.

Toleranz statt Hass
Interkultureller Beauftragter
Anschläge auf Moscheen zeugen von Skepsis und Hass gegen den Islam und dessen Anhänger*innen in Teilen der deutschen Bevölkerung. Die EKHN engagiert sich für interreligiösen Austausch und Toleranz.
Zu den Maßnahmen gehört die Ernennung eines interkulturellen Beauftragten, der erste in der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Zu klein allein
Eigenständigkeit der Kirchenmusikschule aufgegeben
Die 1956 gegründete Kirchenmusikschule in Frankfurt wird in die Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst integriert.

Wenn Bibel und Segen zum Problem werden
Basis debattiert Homosexualität
Das Leitende Geistliche Amt bittet alle Gemeinden, über die Bewertung von Homosexualität und die mögliche Segnung homosexueller Paare zu diskutieren.
Damit beginnt eine 20-jährige Debatte um Sexualität, Normalität und das Verständnis von Bibel und Segen. Das Echo ist gemischt: Von 394 Gemeinden, die sich bis 2001 positionieren, votieren 170 dafür, 152 dagegen und 72 unentschieden. 2002 ermöglicht die Kirchensynode den Gemeinden die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, zunächst ohne sie als Trauung anzusehen.
1994

Globalisierung zu Hause
Shalom-Papier
Im EKHN-Gebiet leben mittlerweile Menschen mit vielen Kulturen und Religionen zusammen.
Die Ökumeneexperten Paul Löffler und Klaus-Martin Beckmann beziehen mit ihrem »Shalom-Papier« diese Ökumene vor Ort in die ökumenische Arbeit ein, die bislang auf internationale Kontakte ausgerichtet war. Die EKHN ernennt mit Jörg Bickelhaupt 2001 erstmals einen interkonfessionellen Beauftragten.

Gediegen feiern
Zentraler Festakt zum Reformationstag etabliert
Um den evangelischen Reformationstag öffentlich aufzuwerten, etabliert Kirchenpräsident Peter Steinacker einem zentralen Festakt in der Landeshauptstadt Wiesbaden und lädt dazu auch politische und gesellschaftliche Prominenz ein.
Dem Gottesdienst mit der Predigt des Kirchenpräsidenten folgen jeweils Vorträge einer herausragenden Person und ein Empfang. Ab 2014 findet die Veranstaltung im Wechsel mit Mainz statt.
1995

Die Pflege kommt auf den Markt
Herausforderung für Diakoniestationen
Die Pflegeversicherung führt Mechanismen der Marktwirtschaft ein. Die Diakoniestationen müssen sich darauf einstellen und mit ihrem christlich geprägten diakonischen Profil in Einklang bringen.
1996 reagieren EKHN und Diakonie mit dem »Konzept zur Modernisierung der Diakoniestationen«, mit dem sie das »Diakonie-Siegel Pflege« einführen.

Evangelisch aus gutem Grund
Facettenkreuz wird Logo
In der zunehmenden Fragmentierung der Gesellschaft erscheint die evangelische Kirche zu wenig profiliert und ist schwer zu finden. Um die visuelle (Wieder-)Erkennbarkeit zu steigern, wird das Facettenkreuz als schnell zu verstehendes Logo eingeführt.
Neu sind in einer auf das gesprochene Wort hin orientierten Kirche auch Fahnen, Aufkleber und viele andere Träger, die mit dem Logo angeboten werden. Dazu tritt der Slogan »evangelisch aus gutem Grund«, der zum Dialog darüber herausfordert, was Evangelischsein genau meint. Existenz und Profil der evangelischen Kirche sind nicht mehr selbstverständlich vorauszusetzen.
1996

Kirche online
EKHN-Website startet
Die EKHN stellt ihre erste Internetseite ins weltweite Netz.
Das Internet, ursprünglich aus einem Projekt des US-Verteidigungsministeriums hervorgegangen und zur Vernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen genutzt, verbreitet sich im privaten wie geschäftlichen Bereich rasant. Im Jahr 2003 verfügt knapp die Hälfte aller Haushalte im EKHN-Gebiet über einen Internetzugang, 2022 sind es nahezu 100 Prozent. Die Website ekhn.de enthält 2022 bereits mehrere Zehntausend Unterseiten.

Publizistisches Zentrum
Medienhaus entsteht
Die bislang verstreut untergebrachten Mediendienststellen der EKHN werden im Medienhaus unter einem Dach vereint. In zentraler Frankfurter Lage entsteht auf Basis einer gGmbH ein moderner Dienstleister für die EKHN in den Bereichen Druck, Rundfunk und Internet.
1997
Finanzeinbruch
Erstmals Haushaltssperre
Erstmals verhängt die EKHN eine Haushaltssperre. Sie reagiert damit auf einen unverhofft heftigen Einbruch bei den Einnahmen durch die Kirchensteuer.
Durch Höhen und Tiefen
Buch über die Geschichte der EKHN
Zum 50. Jubiläum der EKHN bringt der ehemalige Stellvertreter des Kirchenpräsidenten Karl Herbert das Buch »Durch Höhen und Tiefen. Eine Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau« heraus.

Gleichberechtigung strukturell verankert
Synode beschließt Gleichstellungsgesetz
Um die gleiche Teilhabe von Männern und Frauen in der EKHN systematisch zu verankern und zu fördern beschließt die Kirchensynode ein Gleichstellungsgesetz.

Kontaktaufnahme
Projekt Mitgliederorientierung beschlossen
Viele Menschen haben kaum noch Kontakt zu ihrer Kirche.
Auf Anregung der Projektgruppe »evangelisch aus gutem Grund« und des Finanzreferenten Dr. Rudolf Kriszeleit beschließt die Kirchenleitung das Projekt Mitgliederorientierung, das die inneren Kreise der Kirche besser auf eine offene Kommunikation mit ihren Mitgliedern einstellen soll. Doch erst 2003 wird die Stelle besetzt.
Strukturreform, Stufe I: gebündelte Fachdienste
Konzentration auf fünf Handlungsfelder
Die Synode beschließt eine Strukturreform, die die fünf Handlungsfelder Verkündigung, Seelsorge und Beratung, Ökumene, Bildung sowie gesellschaftliche Verantwortung definiert und die bisher selbstständigen Fachdienste entsprechend in fünf Zentren bündelt. 2000 folgt die Reform der Dekanate.
1998

LebensArt
EKHN beteiligt sich an Hessentag und Rheinland-Pfalz-Tag
Auf dem Hessentag in Erbach ist die EKHN erstmals mit einem professionell gestalteten Programm vertreten.
Dafür entwickelt Wolfgang H. Weinrich zusammen mit weiteren Expert*innen die Kommunikationsidee »LebensArt Evangelische Kirche«, die auf vielfältige Weise ernste und heitere Themen des Lebens und des Glaubens inszeniert. Sie wird auf den Hessentagen und Landesgartenschauen fortgeführt, ab 2019 in fester Kooperation mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie der Diakonie. Ab 2004 beteiligt sich die EKHN mit ähnlichem Konzept auch an Rheinland-Pfalz-Tagen, die auf ihrem Gebiet stattfinden. Damit dokumentiert die EKHN ihre enge Verflechtung mit der Gesellschaft und der jeweiligen Region.

Gemeinsam geht es besser
Rundfunk-Beauftragte für den neuen SWR
Der SWF und der SDR fusionieren zum Südwestrundfunk (SWR) mit den Landessendern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Die fünf Landeskirchen im neuen Sendegebiet, unter ihnen auch die EKHN, ordnen daraufhin ihre Radioverkündigung neu. Die drei Kirchen in Rheinland-Pfalz schaffen gemeinsam die Stelle einer Rundfunkbeauftragten für das Sendegebiet im Land. Erste Inhaberin ist Annette Bassler.
1999
Weniger Mitglieder, weniger Gebäude
Regionalverband Frankfurt legt Rückbauplan vor
Der Evangelische Regionalverband Frankfurt reagiert auf den anhaltenden Verlust an Mitgliedern, der in der Stadt besonders stark ist: Mit einer Positivliste benennt er, welche Immobilien künftig gehalten werden können. Andere sollen aufgegeben oder für andere Zwecke genutzt werden – darunter auch etliche Kirchengebäude. Der Plan wird nach intensiven Diskussionen umgesetzt. In den anderen Regionen der EKHN kommen Umnutzung und Abgabe von Gebäuden etliche Jahre später auch in Gang.

Bildungsnotstand auf dem Land
Zwei Grundschulen gegründet
Staatliche Schulen schließen, regionale Lücken tun sich auf. In Weitengesäß im Odenwald und in Laubach-Freienseen im Vogelsberg eröffnet die EKHN zwei freie Dorfgrundschulen.
2005 kommt als vierte Schule das Evangelische Gymnasium in Bad Marienberg hinzu. Die erste EKHN-Schule ist das Laubach-Kolleg, eine weiterführende Schule mit Internat, das bereits auf die Zeit vor der EKHN zurückgeht.

Interreligiöse Nilreise
Theologische Gespräche mit der Universität in Kairo
Unter Führung von Kirchenpräsident Peter Steinacker reist eine EKHN-Delegation nach Kairo und führt während einer Schiffsreise auf dem Nil theologische Gespräche mit einer Delegation der Al-Ahzar-Universität.
Sie gehört zu den drei wichtigsten islamischen Lehrautoritäten. Vereinbart wird ein Austauschprogramm junger Theolog*innen. 2001 schickt die EKHN die ersten beiden Pfarrer*innen dorthin.
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