Frauen für Südafrika

Ursula Trautwein und die Boykottfrauen
Mit dem Aufruf „Kauft keine Früchte aus Südafrika“ unterstützten Frauen aus der EKHN den Widerstand gegen die Apartheid. Eine der Initiatorinnen des deutschlandweiten Früchteboykotts gegen Südafrika war Ursula Trautwein.
Als am 19. Oktober 1977 das südafrikanische Apartheidregime die Vereinigung schwarzer Frauen (Black Women Federation) bannte, reichte es den Frauen der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland (EFD). Sie beschlossen nur wenige Tage darauf, zum Boykott gegen südafrikanische Waren aufzurufen. „Wir verstanden unseren Boykott als Zeichen der Solidarität mit den Frauen in Südafrika“, sagt Ursula Trautwein.
Frauen-Appell: „Kauf keine Früchte aus Südafrika“
Ihr Aufruf „Kauft keine Früchte aus Südafrika – baut nicht mit an der Mauer der Apartheid“ führte dazu, dass sich überall in der Bundesrepublik Gruppen bildeten, die auf die Straße gingen, über die Ungerechtigkeiten informierten und Unterschriften sammelten. „Einflussreiche Leute aus dem Früchteimportgeschäft und aus den Kirchen gaben sich damals besorgt“, erzählt Ursula Trautwein, „sie sagten, sie fürchteten sich um die Arbeitsplätze der armen Farmarbeiter – den Ärmsten der Armen würde damit am meisten geschadet.“ Doch die Frauen hielten durch und bestärkten sich gegenseitig: Regelmäßig veranstalteten die Frauen die Ökumenische Werkstatt Frankfurt.
53 Boykottbriefe verfasst
Ursula Trautweins Mann, der Pfarrer und damalige Frankfurter Propst Dieter Trautwein, stand hinter seiner Frau; regelmäßig trafen sich die „Boykottfrauen“ in der Propstei, um Ideen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen. 53 Boykottrundbriefe publizierten die Frauen in 15 Jahren. „Ich galt als aufmüpfig und links“, erzählt sie. Bei Aktionärsversammlungen von Großbanken seien sie und die anderen Frauen ausgebuht worden.
Zwölf Jahre Mahnwachen trotz Widerstände
Zwölf Jahre lang veranstalteten die Frauen Mahnwachen in der Frankfurter Innenstadt, Passanten hätten die Frauen beschimpft und ihnen vorgeworfen, sie unterstützten Terroristen. „Bei dem Hass, der uns hier manchmal entgegenschlug, konnten wir ahnen, was es in Südafrika bedeutete, als Ehefrau, als Mutter, als Kind eines Terroristen zu leben“, sagt Ursula Trautwein. „Ihr Kommunistenweiber – geht doch nach drüben“ und „Bleibt an eurem Herd und mischt euch nicht in die Politik ein, davon versteht ihr nichts!“, sei ihnen zugerufen worden, erzählt Ursula Trautwein.
Enger Kontakt zu Winnie und Nelson Mandela
Ursula Trautwein hielt dabei maßgeblich den Kontakt zu den südafrikanischen Frauen. Zu ihren prominenten Verbündeten gehörten dabei Nelson Mandela, dessen damalige Frau Winnie Madikizela-Mandela und der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu. Dem Bibelmuseum in Frankfurt am Main hat Ursula Trautwein eine Bibel überlassen, die einst eine Morddrohung an Winnie Mandela war und die Ursula Trautwein auf deren Wunsch hin behalten hatte: Schlägt man die Bibel auf, erscheinen die Umrisse einer Pistole, ausgestanzt aus den vorderen Seiten. Auch zu anderen Partnerinnen und Partnern in Südafrika hielten die Frauen engen Kontakt, unter anderem zu Black Sash, einer vorwiegend weißen Frauenorganisation sowie dem Südafrikanischen Kirchenrat.
Unterstützung für südafrikanische Frauenorganisationen
Erst Ende 1992 erklärten die Frauen ihren Boykott für beendet, da der letzten weißen Regierung klar geworden war, dass sich ihre Rassenherrschaft am Kap nicht mehr lange aufrechterhalten ließ. International war Südafrika isoliert und boykottiert. Immer mehr westliche Konzerne waren abgezogen. Im Jahr 1994 reiste Ursula Trautwein als Wahlbeobachterin für den Weltbund Christlicher Frauen (YWCA) nach Südafrika zu den ersten demokratischen Wahlen des Landes. Die Gruppe „Frauen für Gerechtigkeit im Südlichen Afrika“, gegründet 1993, unterstützt bis heute Projekte, in denen Frauen Arbeit unter schwierigen Bedingungen leisten. „Wir wollten damit vor allem südafrikanische Frauenorganisationen unterstützen, die darum kämpften, dass ihre neuen Rechte auch wahrgenommen und umgesetzt werden können“, sagt Ursula Trautwein.
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„Liebe wird zur Tat“, lautete das Motto des Weltgebetstags der Frauen im Jahr 1977.
Es war das Jahr, in dem in Südafrika 18 Organisationen des gewaltfreien Widerstands gegen das Apartheidregime gebannt hatte. Dieser Beschluss traf auch die Black Women Federation (Vereinigung schwarzer Frauen). „Die Frauen der südafrikanischen, schwarzen Frauenorganisationen hatten uns von den schlimmen Unterdrückungen erzählt. Sie berichteten auch, dass sie vor Ort mit Boykott reagierten, wenn beispielsweise das Brot treurer wurde“, erinnert sich Ursula Trautwein. Sie betont: „Uns Frauen war klar: Wir wollen beten und handeln.“