Ute Knie
Einsatz für Gerechtigkeit
Sie ist Theologin, Pädagogin und Netzwerkerin. Ute Knies Lebensthema Gerechtigkeit prägt ihr frauen- und kirchenpolitisches Engagement, ob als Wegbereiterin der Bibel in Gerechter Sprache, als Mitgründerin der Werkstätten Feministische Theologie oder im Einsatz für Frieden und Frauenrechte.
Ute Knie, geboren am 1. Februar 1950 in Schlierbach (Brachttal) entdeckt im Religionsunterricht die Befreiungstheologie. Eine Theologie, die die Unterdrückten und Entrechteten im Blick hat und gesellschaftliche Veränderungen fordert. Eine Motivation für Ute Knie, neben Pädagogik auch Theologie zu studieren. Die Jahre des Studiums in Frankfurt, Berlin und Marburg sind geprägt von der Frauenbewegung der 68er.
Engagiert in der Frauenarbeit
Ute Knie arbeitet in autonomen Frauenzentren und berät zu §218. Die junge Studentin ist bewegt von den gesellschaftlichen Missständen. „Da mussten Frauen mit vier Kindern aus Bayern zu uns nach Frankfurt kommen, um sich unterstützen zu lassen“, berichtet Ute Knie. „Das hat mich bestärkt, für Frauenrechte einzutreten.“ Ihr politisches und pädagogisches Engagement findet zunächst getrennt von ihrem Theologiestudium statt. „Es waren zwei Parallelwelten“, erinnert sie sich. Von ihren Mitstreiterinnen wird ihr Interesse an der Theologie nicht verstanden. „Die meisten fanden die Bibel und die kirchlichen Strukturen unterdrückend, gerade für Frauen.“
„Theologie, Spiritualität und Politik gehören für mich zusammen“
Erst die Berührung mit Dorothee Sölle und ihre Politischen Nachgebete vereinen beide Welten und bestärken Ute Knie in ihrem Engagement. „Theologie, Spiritualität und Politik gehören für mich zusammen“, sagt sie. Politische und Feministische Theologie begleiten ihren weiteren Lebensweg.
1973 macht sie ihren Magister in Theologie und Pädagogik, 1976 folgt das Erste Theologische Examen, 1979 wird sie zur Pfarrerin der EKHN ordiniert und macht ihr Pfarrvikariat in Frankfurt-Sossenheim. Die Frauen aus der Gemeinde sind begeistert von der jungen aktiven Pfarrerin. Die erste Frauengruppe wird gegründet, ein Gemeindebrief mit der Nummer 0 entsteht. Die Eigeninitiative trifft im Kirchenvorstand auch auf Widerstand.
„Frau, Macht, Kirche“ - bewegende Zeiten
1980 wird sie Pfarrerin an der Evangelisch-lutherischen Zachäusgemeinde in Frankfurt Niederrad und viele Jahre Mitorganisatorin der Pfarrerinnentage. Von 1982 bis 1989 organisiert und leitet sie gemeinsam mit Eva Renate Schmidt und Helga Trösken Seminare zu „Frau, Macht, Kirche“. „Es war eine unglaublich bewegende Zeit“, sagt Ute Knie. „Wir wollten Frauen vernetzen und sie stärken, ihre Macht auch sinnvoll nutzen zu können in der Kirche, in der Sprache, der Gemeindeleitung und in übergemeindlichen Funktionen.
Feminististische Theologie und Einsatz für den Frieden
Ute Knie gründet das Netzwerk Frauen in der EKHN und organisiert mit anderen Frauen 1983 die erste Werkstatt Feministische Theologie. Sie gehört zur kirchenpolitischen Gruppe „Frauen-Frieden“, die sich für Abrüstung und gegen Rassismus und Apartheid stark macht, aber auch die Frage von Gerechtigkeit für Frauen innerhalb der Kirche und der Theologie in den Mittelpunkt rückt.
Vom Widerstandstag der Frauen bis zur 1. Frauenanhörung
„1983 gab es einen ersten Widerstandstag der Frauen in der Kirchenverwaltung, in es ging um die Frage von Frauenrechten und theologische Fragen“, berichtet Ute Knie. 1986 folgt eine Erste Frauenanhörung in der EKHN, in der Frauen ihre Forderungen an die Kirchenleitung vortrugen: „Wir wollten eine Frauenarbeitsstelle, ein Friedenspfarramt mit einer Pfarrerin besetzt, mehr Frauen in Leitung und die Stärkung des Ehrenamts – mit Erfolg.“
Gerechte Sprache in Gottesdienst und Kirche
Von einer Studienreise in die USA bringt Ute Knie ein „Inklusiv Language Lectionary“ als Anregung zur Bibel in gerechter Sprache mit und ist 1987 Mitgründerin der ökumenischen Initiative „Gerechte Sprache in Gottesdienst und Kirche“. 1987 veröffentlicht sie gemeinsam mit Hanne Köhler und Hildburg Wegner u.a. die Publikation „Gerechte Sprache in Gottesdienst und Kirche“. Erstmals werden dabei Bibeltexte des Kirchentags in Frankfurt frauengerechter, inklusiver Sprache übersetzt.
Gerechtigkeitsarbeit ganz praktisch
Gerechtigkeitsarbeit findet aber auch ganz praktisch statt, regelmäßig besucht Ute Knie mit ihren Mitstreiterinnen die Synode und beobachtet, wie oft sich Synodalinnen an Abstimmungen aktiv beteiligen. „Wir haben uns dann mit den Frauen getroffen, und sie ermutigt, stärker für ihre Themen einzutreten.“
Bundesweite Netzwerkarbeit
Neben dem Netzwerk Frauen in der EKHN, entstehen bundesweit Netzwerke zur Feministischen Theologie und internationale Frauensynoden, Ute Knie ist immer mit dabei. 1994 findet die Erste Deutsche Frauensynode in Gelnhausen statt.
Protestwelle Frauenarbeitsstelle
Als die Frauenarbeitsstelle geschlossen werden soll, initiieren die Frauennetzwerke, allen voran Ute Knie, die „Protestwelle Frauenarbeitsstelle“. Mit Anzeigen, Demonstrationen, Plakaten, blauen Schals und Buttons findet der Protest Gehör.
Stellvertretende Direktorin im Burckhardthaus
Von 1990 bis 2000 ist Ute Knie Dozentin und stellvertretende Direktorin im Burckhardthaus Gelnhausen, einer bundeszentralen Fortbildungseinrichtung der EKD. Sie leitet den Programmbereich „Lebendige Theologie, Bibliodrama und Feministische Liturgie“.
Vom Zentrum Bildung zur Leiterin von Römer9
Von 2001 bis 2006 leitet sie das neu gegründete Zentrum Bildung der EKHN in Darmstadt mit den Fachbereichen Kindertagesstätten, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Sie engagiert sich für einen gemeinsamen Bildungskongress und organisiert „Bildungs-Talks“ in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt. 2006 übernimmt sie die Leitung der Evangelischen Stadtakademie in Frankfurt. Sie prägt den neuen Markennamen „Römer9“ und macht damit eine zentrale Stelle des Protestantismus in der Mitte von Frankfurt sichtbar.
Später gestaltet sie die Fusion von Evangelischer Akademie Arnoldshain und Römer9 zur Evangelischen Akademie Frankfurt mit. Beide Institutionen profitieren von der Fusion und entfalten ein neues Profil an einem prominenten Ort in der Metropole. Bis 2013 ist Ute Knie stellvertretende Direktorin dieser neuen Evangelischen Akademie Frankfurt.
Frauenbewegung und Intersektionalität
Bis heute engagiert sich Ute Knie für Frieden, die Arbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen, Frauen und Gerechtigkeit, bringt Menschen zusammen und initiiert Projekte. Eines davon ist das Online-Projekt „Frauenbewegung der EKHN“. „Es ist wichtig, die Errungenschaften von Frauen in die Öffentlichkeit zu bringen und Frauen zu vernetzen “, so Ute Knie. Dabei sei es wichtig, intersektional zu arbeiten und Frauen unterschiedlicher religiöser und kultureller Hintergründe miteinzubeziehen.
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Im Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche

Ute Knie macht ihr Pfarrvikariat in Frankfurt-Sossenheim.
Ute Knie, Protagonistin im Film „Wir sind doch keine Brüder“, der 1984 im Hessichen Rundfunk ausgestrahlt wurde.
Frauen geht Online - Blog von Ute Knie, 24. Oktober 2018
Im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit
Ute Knie auf der Ersten Frauenwerkstatt 1983, die sich für Abrüstung und Frieden und Gerechtigkeit stark machte.
Im Einsatz für gerechte Sprache

Ute Knie und Eva Renate Schmidt auf dem Frauenforum des Kirchentags in Frankfurt 1987.
Gerechte Sprache in Gottesdienst und Kirche (Dokumentation 1987)
Im Einsatz für internationale Vernetzung

Internationaler Frauensommer in Gelnhausen mit Monika Astrid Kittler, Yvonne Gebara, Ute Knie und Maricel Mena Lopez (v.l.).
Im Einsatz für eine lebendige Theologie

Ute Knie beim Bibliodrama-Workshop im Burckkhardthaus.
Im Einsatz für die Frauenbewegung der EKHN

Gemeinsam mit Helga Engler-Heidle (l.) startete Ute Knie das Online-Projekt „Frauenbewegung der EKHN“.
So kam die Frauengeschichte der hessen-nassauischen Kirche ins Internet