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Alltagsstress in Gelassenheit verwandeln

AleksandarNakic/istockphoto.comEinfach tief einatmen und entspannen, das hilftEinfach tief einatmen und entspannen, das hilft

Herzrasen, Streit, keine Konzentration - alles Symptome für zu viel Stress. Und den bekommt vor allem das nahe Umfeld ab: Freunde, Familie, Partner. Doch das lässt sich verhindern. Die Methoden sind simpler, als man denkt.

Morgens früh schnell zur Arbeit, davor vielleicht noch die Kinder für die Schule fertig machen. Abends sind dann nur noch ein paar Stunden da, die man mit seinem Partner genießen möchte - oft ist aber noch Hausarbeit zu erledigen und  manchmal gibt es  Streit.

„Stress passiert eigentlich dadurch, dass Dinge angehäuft werden, bis es nicht mehr geht“, erklärt Rainer Jung. Er ist seit 15 Jahren Bewegungstherapeut an der christlichen Klinik Hohemark und hat viel mit ausgebrannten Patienten zu tun. Er bringt ihnen bei, wieder zur Ruhe zu kommen.

Stresssymptome: Daran erkennt man, dass alles zu viel wird

Dass alles zu viel wird, äußert sich laut Jung auf so verschiedene Weise, wie Menschen sich voneinander unterscheiden. Manche gehen immer wieder zum Kühlschrank, um sich etwas Neues zum Essen zu holen, bei anderen lässt die Konzentration im Alltag nach, manche Menschen können nicht mehr richtig durchschlafen, verhalten sich aggressiv oder ziehen sich mit Fluchtgedanken zurück.

Der Stress sitze nicht nur im Kopf, ergänzt Wolfgang Schrödter, Leiter des neuen Evangelischen Zentrums für Beratung in Frankfurt-Höchst: „Stress hat auch immer eine stark körperliche Komponente. Zum Beispiel kriegen wir Herzrasen, schwitzen oder werden unruhig. Wir müssen uns ständig bewegen, im Raum hin und her laufen.“ Stress werde auch häufig von Angst begleitet. Schrödter empfiehlt, auf die Signale und Rückmeldungen von Freunden, Familie und Partnern zu achten.

Wenn alles außer Kontrolle gerät

Aber nicht immer funktioniert das: Manchmal wird der Stresspegel zu hoch und das bedeutet: Eskalation. Deutliche Anzeichen zeigen sich im Alkohol- und Medikamenten-Konsum oder im Glücksspiel zum Frustabbau. Zu viel Stress führt auch leicht zu Streit mit Familie, Freunden und Partnern - Streit, der nicht zu stoppen scheint. Das kann sich bis zur häuslichen Gewalt ausweiten. „Da sind wir im Bereich des gefährlichen Stressabbaus“, warnt Schrödter. Gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen sind betroffen: „Bei den intimen Kontakten ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es eskaliert“. Um das zu vermeiden, sollte man sich die Frage stellen: Wann wird der Stress zu viel?

Wer unglücklich ist, sollte etwas verändern

„Wenn der Stress und die Stressfolgen chronisch, das Leben und das Liebesleben zunehmend unglücklich werden und die Arbeit darunter leidet, dann muss ich was verändern“, fasst Schrödter zusammen. Oft merke man das nicht, genauer: wolle es verleugnen. „Bis der Super-GAU kommt und gar nichts mehr geht “, ergänzt Jung, dessen Patienten oft genau diesen Weg gegangen sind. Sozialpsychologe Schrödter rät dazu, sich selbst einzugestehen, wenn man Ende sei. Und unter Umständen auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Was hilft in einer Stresssituation?

In der akuten Stresssituation müssen dagegen oft schnelle (Zwischen-)Lösungen aushelfen. Die sind viel simpler, als man denkt. „Wenn nichts mehr geht, dann gehe“, rät Jung oft seinen Patienten in der Bewegungstherapie. Das kann die kurze Runde zum Bäcker, das Ausführen des Hundes oder die Mittagspause auf der Arbeit sein. Wichtig sei es, nicht zu hetzen und zu rennen, sondern eher schreiten. „Beim Gehen kann sich der Körper wieder sortieren“, sagt Jung. Wer gestresst ist, verkrampft oft. Dagegen hilft auch ein nächster, fast schon selbstverständlicher Rat, an den man trotzdem nicht oft genug denkt: Einfach Luft rauslassen. Stress und Anspannung treiben den Blutdruck hoch, machen schwindelig. Sich auf eine ruhige Atmung zu konzentrieren, schafft Abhilfe.

Ängste identifizieren und für Sicherheit sorgen

Stress lässt sich aber nicht nur von innen, sondern auch von außen bekämpfen, denn Stress ist oft mit Ängsten verbunden. „Dann hilft alles, was mir Sicherheit bietet, sofort weiter“, so Jung. Wer immer die Chance haben möchte zu flüchten, stellt sich in die Nähe der Tür. Und wer Angst hat, von anderen überrollt zu werden, versucht aktiv die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das geht zum Beispiel durch Körpersprache, etwa einen Schritt nach vorne gehen oder durch Formulierungen, die klar machen: Ich bestimme die Situation. Wer sich an dem Ort, an dem er ist, ganz und gar nicht wohl fühlt, stellt sich eben einen Ort vor, an dem er sich sicher und entspannt fühlt. Das kann die Berghütte aus dem Urlaub oder das eigene Bett sein. Das hilft durch den Gedanken: Ich kann hier zwar gerade nicht weg, aber es gibt noch schönere Orte, dieser Moment ist nicht alles.

Vom Streit zum klärenden Gespräch

Wenn es nicht nur der Ort ist, sondern auch die Menschen, die belastend und stressend wirken, kommt es oft zum Streit. Gerade in engen Beziehungen kann im Eifer des Streits viel in die Brüche gehen. Hier sollte man lieber vorher „Stopp“ sagen. „So ein Stoppsignal könnte eine Handbewegung oder eine Figur sein, die man hinstellt und sagt: Hier ist ein Grenze erreicht“, empfiehlt Schrödter, der oft auch Paare berät. Dann solle man für eine Weile auseinandergehen, denn klärende Gespräche funktionieren nur in Ruhe - und die hat man meistens erst einen Tag später.

Selbstfürsorge und professionelle Hilfe

Nicht jedes Hilfsmittel wirkt bei jedem Menschen: „Ausprobieren und Erfahrungen sammeln“, das ist laut Jung der Weg. Das können ganz kleine, fürsorgliche Gesten sein: „Manchmal hilft schon ein Schluck Wasser, das heißt seinem Körper etwas zu geben, was er zum Überleben, zum Leben braucht“.

Langfristig hilft eher, wenn Stress vermieden statt bekämpft wird: „Wenn man sich sehr gut selber kennt und seine Bedürfnisse, dann kann man sehr schnell eine Situation wieder regulieren“. Manchmal ist es auch sinnvoll, sich zu einem professionellen Gespräch durchzuringen, auch wenn das Überwindung kostet. Dann landet man unter Umständen bei Wolfang Schrödter: „Ich kenne die Menschen nicht, die zu mir kommen“ und das sei der große Vorteil. Eine Beratung ist ein geschützter Bereich: Wertungen wie gut, böse und Schuld spielen für Schrödter keine Rolle. Dabei sind das oft die Punkte, wo sich Menschen am meisten aufregen und verletzt fühlen.

Langfristig Stress vermeiden und vorbeugen

Wer Stress langfristig vermeiden will, muss sich seiner Angst stellen: Der Mensch hat Grenzen, nicht alles was wir uns vornehmen, können wir auch leisten. Das ist oft eine schmerzhafte Erkenntnis, aber eine wichtige. Schrödter hat in seinen vierzig Jahren Beratung gelernt: „Wie wenig ich verändern kann. Die Erwartung auf realistische Dimensionen zurechtstutzen, das ist die Kunst.“ Wünsche und Erwartungen von den Lippen ablesen, das sei illusorisch. Partner müssten miteinander reden, planen. Das ist ernüchternd. Aber es kommt auch ein großer Gewinn dabei heraus: „Dann haben Sie gut geplante, genussvolle Momente. Der Gewinn ist Realismus und gesicherte Bedürfnisbefriedigung.“ Der beste Weg Stress zu vermeiden, ist nämlich folgender: „Ein Stück Gelassenheit zu gewinnen, das ist eigentlich das oberste Ziel“.

Das Glück im Moment genießen

„Viele Menschen wollen wenigstens in ihren privaten kleinen Nischen eine heile zauberhafte Welt haben. “ Nur funktioniert das nicht immer: „Wir müssen uns damit abfinden, dass es solche Glücksmomente gibt, aber die können wir nur in Maßen herstellen“. Man solle deshalb das Glück im Moment finden.

Von Jakob Dettmar

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Tu, was zu tun kannst.
Und dann ist gut, denn mehr geht nicht.
Alles weitere kann ich in die Hände Gottes legen
und darauf vertrauen, dass er es wohl gut mit mir meint.
(Carsten Tag zu Prediger 9,10)

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