Hilfe für suizidgefährdete Menschen

Warnsignale, Hilfe, Prävention, Tipps für Angehörige
„Es gibt einen Weg aus der Krise und auch ein Leben mit Perspektiven wird wieder möglich!“ Menschen, die über Suizid nachdenken, können diesen Satz möglicherweise anfangs nicht glauben. Doch Dr. Thomas Götz, Gründer des „Frankfurter Netzwerks für Suizidprävention“ (FRANS), ist sich sicher. Er hatte auch die Abteilung Psychiatrie des Gesundheitsamtes Frankfurt geleitet. Seine Zuversicht auf tragfähige Auswege hat sich bereits in vielen Beratungsgesprächen mit Menschen bewahrheitet.
Das Netzwerk für Suizidprävention hat sich zur Aufgabe gemacht, Strukturen zu schaffen, um verzweifelten Betroffenen noch besser zu helfen und ihnen dadurch lebenswerte Perspektiven zu eröffnen. Zum FRANS gehören auch evangelische, bzw. kirchlich getragene Einrichtungen wie die Telefon- und Notfallseelsorge oder die Klinik Hohe Mark an. Auch die Kirchen hatten erkannt, dass es Handlungsbedarf gibt – so haben sie in den 1950er Jahren die Telefonseelsorge gegründet, um die damals wachsende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen zu verhindern.
Die Situation in Deutschland
Noch immer gibt es jedes Jahr rund 10.000 Menschen in Deutschland, die ihren momentanen seelischen Schmerz nicht aushalten und sich das Leben nehmen. Dabei war ab den 1990er Jahren ein leichter Rückgang der Selbsttötungen zu verzeichnen, während sie ab 2009 wieder etwas zunehmen. Im Jahr 2014 setzten 797 Menschen in Hessen ihrem Leben ein Ende, im Jahr 2011 waren es 543 Menschen in Rheinland-Pfalz, wobei unklar ist, wie hoch die Dunkelziffern sind. Dabei sind ältere Menschen häufiger von Suizid betroffen. Suizidversuche treten hingegen bei jüngeren Leuten verstärkt auf. Die Zahlen und Fakten machen deutlich, dass im privaten Bereich sowie in der Medizin, Psychotherapie, Psychiatrie und der Institutionen der Bedarf an präventiven Maßnahmen da ist, um Selbsttötungen zu verhindern.
Warnsignale:
Die Idee, sich selbst das Leben zu nehmen, entsteht nicht sofort. Deshalb macht es Sinn, bereits möglichst frühzeitig in Lebenskrisen Unterstützung zu suchen. Warnsignale sind:
- Wer bemerkt, dass seine Gedanken nur noch darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sollte sofort den Kontakt zu einem vertrauensvollen Ansprechpartner, der Telefonseelsorge oder anderen Hilfs- und Beratungseinrichtungen aufsuchen.
- Andeutungen von Selbsttötungen im Gespräch: Viele Menschen mit Suizidabsichten sprechen über den Tod oder über ihre Gedanken zur Selbsttötung. Hier sollte das Umfeld unbedingt das Gespräch suchen, Zuversicht vermitteln, mehrmals nachfragen und auf professionelle Hilfesysteme hinweisen,
- Rückzug aus dem Familien-, Bekannten- und Kollegenkreis,
- Vernachlässigen von bislang wichtigen Hobbys,
- Verschenken von Sachen,
- sich mutwillig in Gefahr begeben,
- Vermeiden von Blickkontakt.
Das ist in einer akuten Notlage zu tun:
- Kontakt zu einem Vertrauen erweckenden Angehörigen oder Freund aufnehmen, um ihm von den eigenen Gedanken und Nöten berichten,
- Die Telefonseelsorge oder den telefonischen Krisendienst anrufen (Kontakte auf der rechten Leiste),
- den Rettungsdienst (Tel.: 112) rufen, auch der Notarzt ist dafür zuständig, Menschen in seelischen Krisen zu helfen,
- sich in die Notaufnahme einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung begeben und dort das Gespräch mit einem psychiatrischen Facharzt suchen (Kontakte auf der rechten Leiste).
Die Risikofaktoren

Was führt dazu, dass Menschen in so große seelische Nöte geraten, dass sie keinen Ausweg mehr sehen? Thomas Götz, der hauptamtlich die Abteilung Psychiatrie des Gesundheitsamtes Frankfurt leitet, erklärt, dass meist mehrere Ursachen und Auslöser zusammen kommen, bis ein Mensch an Selbsttötung denkt.
Prävention - seelischen Krisen vorbeugen

Schicksalsschläge können jeden treffen und möglicherweise auch an die eignen Grenzen bringen. Doch es gibt Möglichkeiten und Unterstützungsangebote, die dabei helfen, die Herausforderungen zu meistern.
Prävention bei Kindern und Jugendlichen

Allein in Hessen haben sich im Jahr 2014 elf Minderjährige das Leben genommen. Bei jungen Menschen im Altern von 15 bis 35 Jahren ist der Suizid in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Wie kann Kindern und Jugendlichen rechtzeitig geholfen werden?
Empfehlungen für Angehörige und Freunde zur Prävention

Wenn ein Familienmitglied oder Freund niedergeschlagen, gereizt wirkt und möglicherweise gerade eine Scheidung hinter sich hat, bzw. seinen Arbeitsplatz verloren hat, kann das soziale Umfeld eine wertvolle Unterstützung sein. Wichtig ist allerdings auch, seine persönlichen Grenzen zu akzeptieren.
Nach einem Suizid: Hilfe für Angehörige und Freunde

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, jemanden direkt oder indirekt zu kennen, der mit einer Selbsttötung konfrontiert ist. Vor allem Familienangehörige und Freund trifft es hart, wenn sich jemand aus ihrem Kreis das Leben genommen hat.
Unterstützung für Freunde und Angehörige
Rita Deschner
Wir berichten nur über Selbsttötungen, um mit den entsprechenden Informationen vorbeugend wirken zu können. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beraterinnen und Beratern rund um die Uhr, an jedem Tag im Jahr. Die Beratenden konnten schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist kostenfrei. Zusätzlich bietet die Telefonseelsorge eine E-Mail- sowie eine Chat-Beratung an.
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Sofort: Hilfe und Beratung
Telefonseelsorge 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222
Die Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche (Kinderschutzbund): 0800/111 0 333
Rettungsdienst und Notarzt anrufen: 112
Psychiatrische Abteilung der Krankenhäuser und psychiatrische Kliniken:
Universitätsklinikum Gießen – Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universtitätsklinikum Standort Marburg - Klinik für Psychiatirie und Psychotherapie